: Eine wahre Träg-ödie
■ Trotzdem beglückte American Drama Group Bremer SchülerInnen mit Shakespeares „Macbeth“ am Goetheplatz
Macbeth ist ein ganzer Kerl. Geoff Gibbons, ein breitschultriger, bärtiger Hüne von etwa 1,90, ist schon rein optisch mit den besten Voraussetzungen ausgestattet, den schottischen Feldherrn zu verkörpern. Doch auch wenn er im Bühnen-Wahn noch so rot anläuft: Sein Macbeth wird ähnlich hölzern bleiben wie das Kreuz, das um seinen Hals baumelt.
Gestern war die „American Drama Group Europe“ mit „Macbeth“, der kürzesternTragödie Shakespeares, in der Hexen-Prophezeiung und machtgeile Gemahlin den tragischen Helden zum Königsmord treiben, am Goetheplatz zu Gast.
Die drei schicksalshaften Schwestern, weniger düster, sondern furzend und in grünen Robin-Hood-Umhängen eher ein wenig albern, begegnen hier Macbeth und Banquo (Bruno Roubicek), die erstmal ängstlich mit ihren Speeren in der Luft stochern.
Lady Macbeth (Gail Sixsmith), eigentlich des Dramas genialste Figuren-Konstruktion, kommt im türkisen Pannesamt-Kleid daher. Sie zetert zwar ordentlich hysterisch rum, glaubhaft dargestellten Wahnsinn oder die Erotik des fiesen Intrigenspiels darf man von dieser harmlosen Lady „Light“ jedoch nicht erwarten.
Schaurig-sphärische Klänge, blaugrünes Licht und Kunstnebel versprechen gruselig-mystische Atmosphäre, die wird vom Ensemble jedoch nicht eingehalten: Zu verloren wirken die Schauspieler auf der großen Bühne, an manchen Stellen fuchtelt man so unbeholfen mit den Armen herum, als sei man Amateurschauspieler in der Generalprobe.
Über eifriges Mord- und Totschlag-Spiel mit Alu-Schwertern, zotige Kalauer – das erste Treffen des intrigierenden Pärchens beginnt mit einer hastigen und unmotivierten Beischlaf-Simulation – und ansonsten langweilige 1:1-Umsetzung in angedeuteten historischen Kostümen geht es durch das zweieinhalbstündige Trauerspiel. Auch wenn die klassischen Worte im Original gesprochen noch so schön klingen: Diese öde Inszenierung hat so wenig Überraschendes auf Lager, dass man ihr Ende herbeisehnt.
Dem Publikum, vorrangig SchülerInnen, hat's gefallen, was sich in Standing Ovations ausdrückte. Der Zweck der Inszenierung, er heiligt wohl die spärlichen Ausdrucksmittel. Roland Rödermund
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