piwik no script img

Milošević übertreibt

Der erste Zeuge im Kriegsverbrecherprozess weist Milošević’ Schilderungen über die Lage im Kosovo zurück

DEN HAAG dpa ■ Im Kriegsverbrecherprozess gegen den jugoslawischen Expräsidenten Slobodan Milošević hat der erste Zeuge gestern die vom Angeklagten gegebene Schilderung der Lage im heutigen Kosovo zurückgewiesen. Mahmut Bakalli, ein unabhängiger Abgeordneter albanischer Herkunft im Parlament des Kosovo, warf ihm Übertreibung vor. So stimme es nicht, wenn Milošević von „360.000 Menschen, meistens Serben“ spreche, die seit Ende des Kosovokriegs aus dem Land vertrieben worden seien. Die Zahl sei viel niedriger. Viele Serben seien nach dem Krieg freiwillig, aber aus Angst vor Rache der albanischen Bevölkerungsmehrheit weggezogen, sagte Bakalli.

Milošević, der sich in dem Verfahren selbst verteidigt, unterzog Bakalli über dreieinhalb Stunden einem intensiven, teils aggressiv geführten Kreuzverhör. Richter Richard May machte den Zeugen der Anklage mitunter darauf aufmerksam, dass er auf provokante Fragen Milošević’ nicht zu antworten brauche.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen