piwik no script img

Kulturpolitisches Farbenspiel in Vegesack

■ Wie Bernd Neumann (CDU) das Kulturforum in Bremen-Nord „belustigte“

Für die einen ist es eine große Ehre, für die anderen nur ein „siehste“ wert: In der vergangenen Woche wurde Udo von Stebut, der Vorsitzende des Vegesacker Kulturbahnhofs, als Vertreter der CDU in die Kulturdeputation der Bürgerschaft gewählt. Bisher gab es nur „Gruppenbilder mit CDU-Prominenz“ aus dem Kulturbahnhof. Bestätigt nun diese Wahl, dass das vom „KuBa“ betriebene Projekt Kulturverbund Bremen-Nord ein parteipolitisch dominiertes Projekt ist? So sehen es „die anderen“, vom Kito bis zum Bürgerhaus Vegesack, die als Konkurrenz zu dem „Kulturverbund“ ein früher schon einmal gegründetes lockeres Kulturforum wiederbelebt hatten. (vgl. taz 25.1.)

Die 15 Mitglieder im Kulturforum könnten ja mit einer Stimme in den Club der drei Mitglieder des Kulturverbundes aufgenommen werden, hatte Bernd Neumann bei dem Termin im Kulturbahnhof gesagt. Der Kulturbahnhof setzt mit dem Kulturverbund auf Marketing-Gelder der Bremer Marketing-Gesellschaft (BMG), Synergieeffekte sollen genutzt und gemeinsam ein „Profil“ der Kultur in Bremen Nord entwickelt werden. Mit dabei sind die Overbeck-Stiftung, der Kunstverein Bremen-Nord und eben der Kulturbahnhof. Anfangs hatte auch das „Kito“ mit unterschrieben, im vergangenen Dezember sich aber zurückgezogen und dem lockeren Kulturforum, in dem auch die soziokulturellen Initiativen dabei sind, angeschlossen. Wenn man es nach der politischen Farbenlehre betrachtet, und ohne die kann man den Kulturkampf in Bremen-Nord überhaupt nicht verstehen, dann sind die eher CDU-nahen kulturellen Initiativen auf der Seite des Kulturverbundes versammelt, dagegen gibt es eine Ampel-Koalition mit dem von FDP-Leuten dominierten Kito und des mal mehr rot, mal mehr grün eingefärbten Partnern des Kulturforums - vom Bürgerhaus über das Studiohaus Grambke bis zum Lidice-Haus.

„Mit einiger Belustigung“ hat der Sprecher des Kulturforums also das Angebot des CDU-Politikers Neumann zurückgewiesen, man könne ja mit einer Stimme an dem Club der drei teilnehmen. Immerhin repräsentiere das Kulturforum ,15 Kultureinrichtungen aus ganz Bremen-Nord, die sich nicht mit einer stimme abspeisen lassen würden. Das Kulturforum sei der „wesentlich größere Zusammenschluss“, der Kulturverbund der kleinere.

Sigrid Köstermann, CDU-Kulturpolitikerin aus Bremen-Nord, hält die Interpretation des Streits nach der politischen Farbenlehre für „großen Quatsch“. Das Kito habe ja einen eigenen Platz im geplanten Kulturverbund, und die vielen kleinen Einrichtungen und andere, die nicht vorwiegend mit Kultur beschäftigt sind, seien mit einem 5. Sitz in der Runde gut bedient. Im Kulturverbund soll es nicht um soziale und Bildungs-Angebote gehen, sondern nur um reine Kultur - nur dann sieht Köstermann eine Chance, Geld aus dem Bremen-Marketing-Topf zu bekommen. Denn Stadtteilarbeit wird da nicht gefördert. „Ich hoffe, dass das Kito mitbekommt, was es da kaputt macht“, setzte Köstermann noch auf Einsicht. Aber sie selbst hatte Öl ins Feuer gegossen, als sie ankündigte, die Kulturdeputation könne dem Kito die Gelder kürzten, wenn es nicht im Kulturverbund mitmachen wolle. (vgl. taz 7.1.) Die Vegesacker SPD hat, nachdem das Kito ins Bündnis mit den eher SPD-orientierten Projekten gegangen ist, diesem Kulturzentrum seine Unterstützung zugesagt, „soweit es sich unter Druck gesetzt fühlt“.

Und dann hat am Wochenende sogar die Bürgerschaftsfraktion - an erster Stelle der aus Bremen-Nord stammende Fraktionsvorsitzende Jens Böhrnsen - klargestellt: „Wir raten allen Kultureinrichtungen in ihrem eigenen Interesse dringend davon ab, sich auf einen parteipolitisch motivierten Kulturkampf einzulassen.“ Förderentscheidungen seien „für alle betroffenen Kultur-Einrichtungen der Region seitens der Deputation für Kultur“ bis Ende 2003 getroffen. Das Kito ist eine Gründung aus den Tagen, in denen im Wirtschaftsressort Claus Jäger (FDP) das Sagen hatte, und es ist seitdem auf die Gunst des Wirtschaftssenators angewiesen. K.W.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen