Kritik am grünen Etikett

Naturschutzbund fordert, dem Obstanbau im Alten Land das Qualitätsprädikat „umweltschonend“ zu entziehen

BERLIN taz ■ Als Konsequenz aus dem Pestizidskandal im Alten Land bei Hamburg hat der Naturschutzbund (Nabu) gefordert, dem dort praktizierten so genannten „integrierten Obstanbau“ das Etikett „umweltschonend“ zu entziehen. „Der integrierte Obstanbau wirbt nur mit Selbstverständlichkeiten. Daher verstößt er gegen das Wettbewerbsrecht und betreibt eine vorsätzliche Verbrauchertäuschung“, erklärte gestern der Nabu-Geschäftsführer Gerd Billen. Das Gutachten des Pflanzenschutzamts Hannover, über das die taz mehrfach berichtet hat, belege erneut, dass „im integrierten Obstanbau ebenfalls illegal Pestizide eingesetzt und geltende Regeln nicht eingehalten“ würden.

Billen forderte, den „integrierten Anbau“, mit dem die Bauern möglichst weitgehend den Pestizideinsatz zurückführen wollen, „generell auf den Prüfstand zu stellen und im Fachgesetz zu konkretisieren“. Das aktuelle Beispiel sei nur die Spitze des Eisbergs und zeige ein „bundesweites Vollzugsdefizit im Pestizidbereich“. Es müsse schärfer kontrolliert werden, nötig sei aber auch die Einführung einer „Abgabe auf Pflanzenschutzmittel, um den Pestizideinsatz in der Landwirtschaft und im Obstanbau zu reduzieren und umweltverträglicher zu gestalten“. Nötig sei die verstärkte Förderung von Bauern, die auf ökologischen Landbau umstellen wollten, und die Verbreitung von alternativen Pflanzenschutzmaßnahmen.