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Die Guten ins Reagenzglas

Forscher haben vor künstlicher Befruchtung gesunde Eizellen von kranken getrennt

BONN dpa ■ Bonner Mediziner haben deutschlandweit erstmals vor einer künstlichen Befruchtung gesunde von anormalen Eizellen getrennt. Mit der verwendeten Methode kann die Erfolgsrate der Reagenzglasbefruchtung gerade im Fall älterer Frauen deutlich erhöht werden, wie die Universität Bonn gestern berichtete. Damit komme es seltener zu körperlich und psychisch belastenden Fehlversuchen.

Mit Hilfe dieser Methode sei in Bonn bereits ein gesundes Mädchen zur Welt gekommen. Fünf Frauen seien schwanger, darunter eine 43-Jährige, die normalerweise nur eine fünfprozentige Chance auf eine erfolgreiche künstliche Befruchtung gehabt hätte. Die Methode, bei der die Zahl der Erbgutträger (Chromosomen) analysiert wird, sei technisch sehr aufwändig sowie zeit- und kostenintensiv. Eine routinemäßige Anwendung sei noch nicht möglich.

Den Angaben zufolge wird lediglich ein Drittel der künstlich befruchteten 30-Jährigen schwanger. Bei 40-jährigen Frauen liege die Quote sogar nur bei 10 Prozent, hieß es in der Mitteilung weiter. Grund dafür sei häufig eine falsche Verteilung der Chromosomen. Bei der künstlichen Befruchtung dürfen laut Embryonenschutzgesetz der Frau maximal drei der befruchteten Eizellen in die Gebärmutter eingesetzt werden. Nach der neuen Methode werden nun nur die Erfolg versprechenden Zellen dafür verwendet.

Die Forscher nutzten die Polkörperanalyse: Bei der Entwicklung der Eizelle wird der doppelte Chromosomensatz aufgeteilt in Eizelle und Polkörper, der später verkümmert. Die Untersuchung des Polkörpers lässt daher Rückschlüsse auf die Chromosomenzahl der Eizelle zu.

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