: In die Champions League mit ver.di
■ Dienstleistungsgewerkschaft will in Hamburg mit neuem Konzept die Tarifbewegung 2002 bündeln
„Die Zeichen stehen auf mehr Geld“, sagt Gabriele Gülzau, Betriebsratsvorsitzende bei der Post AG Hamburg und erntet Zustimmung bei ihrem Betriebsratskollegen von der Tiefdruckerei Broschek Hamburg, Kai-Uwe Schliemann: „Die Leute wollen mehr in der Tüte sehen!“ Beide gehören seit neun Monaten der Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di an. Erstmals will ver.di für Hamburg mit neuen Strategien die Kampfkraft für die Tarifbewegung 2002 koordinieren und bündeln. „Die Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Branchen werden gemeinsam Druck für ihre Forderung machen“, verspricht Hamburgs ver.di-Landeschef Wolfgang Rose und träumt schon von der „Champions League“.
Doch da liegt mit ersten Streiks und ihrer Forderung von 6,5 Prozent mehr Gehalt und Lohn noch die IG Metall-Küste vorn. Doch bereits die ersten ver.di-Fachbereiche Post und Druckindustrie haben sich dem taktischen Kombinationsspiel „6,5“ angeschlossen. Einzelhandel, Banken und Großhandel werden bald folgen, ebenso Hamburger Hochbahn und Lufthansa-Technik. Für die 120.000 ver.di-Mitglieder an der Elbe sollen mit dem Offensiv-Konzept „Tarifsolidarität 2002“ Handlungsinstrumente entstehen. Dafür hat Rose gestern mehrere hundert Tarifkommis-sionsmitglieder aller Branchen ins Trainingslager gerufen.
Über die konkrete Aufstellung für den Fight herrscht Stillschweigen, doch unter vorgehaltener Hand gibt es taktische Andeutungen: So ist in der Druckindustrie mobile Streikunterstützung schon mehrfach praktiziert worden. Schliemann: „Warum sollen nicht mal ein paar Drucker auftauchen, wenn die Verkaüferinnen bei Karstadt streiken.“ Aber auch Verständnis füreinander soll erzeugt werden. „Der Krankenschwester muss klar sein, wenn woanders höhere Löhne und damit höhere Krankenversicherungsbeiträge erkämpft werden, dass sich das auch auf ihre Arbeitsplätze niederschlägt.“
Einig sind sich alle, dass die vergangenen Tarifpoker nach Abpfiff von Kaufkraft- und Reallohnverlust, Arbeitsplatzabbau sowie Arbeitsverdichtung geprägt waren. „Trotz aller moderater Tarifabschlüsse“, gibt auch Rose gewerkschaftlich-selbstkritisch zu, „sind unsere Erwartungen nicht erfüllt worden.“ Und Gülzau ergänzt: „Die Zeit der Bescheidenheit ist vorbei.“ Magda Schneider
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen