: Theater widerspricht Rechnungshof
■ Für Besucher aus Syke ist das Theater nicht preiswerter als für Bremer, sagt der Verwaltungsdirektor
Die Finanzlage des Theaters ist „besorgniserregend“, hat der Rechnungshof in seinem aktuellen Bericht festgestellt (vgl. taz vom 1.3.) „Das ist eine alte Weisheit“, sagt dazu der Verwaltungsdirektor des Theaters, Lutz-Uwe Dünnwald. Und hofft darauf, dass es irgendwann mit dem Kultur-Ressort über die aufgelaufenen Alt-Schulden fruchtbare Gespräche geben wird. Aber den Erkenntnissen des Rechnungshofs kann der Verwaltungschef nicht in allen Punkten folgen.
Mit dem Verkehrsverbund (VBN) zum Beispiel will er selbst auch gerne den Vertrag neu verhandeln. Jeder, der ein Theater-Ticket hat, darf damit die Bahn oder den Bus bei dem Theaterbesuch nutzen. De facto zahlt das Theater über sechs Mark pro genutzter Fahrt. Aber Verhandlungspartner ist praktisch die BSAG, in deren Auf-sichtsrat sitzt die Bausenatorin. Die Frage könnte also am besten in einer Senatssitzung verhandelt werden. Denn das Theater selbst könnte in den Verhandlungen mit der BSAG nur damit drohen, auf den ÖPNV-freundlichen Service ganz zu verzichten. „Das Thema ist ein Politikum“, formuliert Dünnwald das Problem.
Anders bei dem Thema Besucherring. Mit 14 Prozent Rabatt auf die Karte lockt der „Besucherring“, der sein Büro im Theater am Goetheplatz hat, die ZuschauerInnen. „Der Rechnungshof hält den Verkauf hochsubventionierter Karten zu Preisen, die unter denen liegen, die Bremer Einwohner zu bezahlen haben, für unhaltbar“, schreibt der Rechnungshof in seinem Bericht. Bremer müssen dann einen Kollegen in Brinkum haben, an dessen Adresse sie sich die Karten schicken lassen, scherzt der Mitarbeiter beim Rechnungshof. Völlig falsch, sagt der Verwal-tungsdirektor. Da handele es sich um Abonnements, der Besucherring habe das nur in seinem Prospekt vergessen auszuweisen.
Beim Besucherring selbst hört sich das noch einmal ganz anders an: Einzelkarten gibt es zu 14 Prozent Rabatt, aber nur wenn man eine Gruppenbestellung von über 15 Karten macht. Und das tun in der Regel Reiseveranstalter, die einen ganzen Bus voll losschicken wollen. Da gibt es teilweise Rabatte bis 40 Prozent, heißt es in dem Rechnungshofbericht.
Nicht zustimmen kann der Verwaltungsdirektor auch den Bemerkungen über die Freikarten-Regelungen. Das gehe von dem Feuerwehr-Mann und dem Theater-Arzt bis hin zu Arbeitslosen, man könne das nicht zusammenrechnen, sagt Dünnwald. Die Erwartung, jede zweite der bisher als Freikarten ausgegebenen Tickets könne man gegen Bares verkaufen, ist für Dünnwald aber vollkommen aus der Luft gegriffen. Dennoch werde man die Freikarten-Ordnung überarbeiten. Klar ist: Je weniger aus eigenen Einnahmen zusammenkommt, desto stärker steht der Kultur-Senator in der Verantwortung.
K.W.
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