: Sahnehäubchen 2010
■ Kulturhauptstadt: Grüne machen Dampf für Bewerbung
Bremen soll sich als Kulturhauptstadt Europas für das Jahr 2010 bewerben. Nach einem Kurztrip ins belgische Brügge – die derzeitige Kulturhauptstadt – bekräftigte die kulturpolitische Sprecherin der Grünen Helga Trüpel diesen Vorschlag, den sie im vergangenen Herbst erstmals öffentlich gemacht hatte. Im Dezember hatte Kultursenator Kuno Böse (CDU) in der Bürgerschaft seine Sympathie für die Idee bekundet.
Die Konkurrenz schläft nicht. „Karlsruhe bewirbt sich zusammen mit Straßburg, das Ruhrgebiet bewirbt sich, Dessau und Potsdam auch“, zählt Trüpel auf, „aber Bremen braucht sich nicht zu verstecken“. So hält sie eine gemeinsame Bewerbung mit den Partnerstädten Danzig oder Riga für denkbar.
„Die Bewerbung wäre das Sahnehäubchen auf der Sanierungspolitik“, fasst Trüpel zusammen. Aber da liegt das Problem: 2006 laufen die Sanierungszahlungen des Bundes an Bremen aus – ob der Haushalt dann noch Luft hat für solche Extras? Brügge steckt in diesem Jahr 25 Millionen Euro in die Kulturhauptstadt-Aktivitäten. Zusätzlich hat es sich ein neues Konzerthaus geleistet. „Und doch ist diese Summe nichts gegen die 240 Millionen Mark, die Bremen für den Space Park ausgegeben hat“, rückt Trüpel die Dimensionen zurecht.
Unterstützung bekommt die Grüne vom CDU-Fraktionschef. Jens Eckhoff findet, die Bewerbung „ist etwas, was man jetzt konzentriert betreiben muss“. Bezahlen müssten letztlich die Ressorts, die auch davon profitieren: Kultur, Bildung und auch Wirtschaft.
Für die Bremer Kulturszene ist vor allem eines wichtig: „Die Bewerbung darf nicht zum Spielball der Parteien werden“, so die Galeristin Katrin Rabus von der Kulturinitiative Anstoß. Und: „Das darf auf keinen Fall von oben verordnet werden. Die Bremer Kulturszene muss das wollen und sich dafür einsetzen. Dann können wir zeigen: Hier ist das moderne Tanztheater, hier gibt es neue Musik“. Voraussetzung: Dass an den Kultureinrichtungen nicht gespart wird. „Mit abgewrackten Buden braucht man sich nicht zu bewerben“, sagt auch Trüpel. Und noch ein Aspekt begeistert die Galeristin Rabus: „Man könnte Bremen eine europäische Note geben, Künstler aus anderen Ländern einladen.“ Ein Kriterium für die Bewerbung ist nämlich auch eine „lebendige Migrantenszene“. Und das wäre dann ein Auftrag, der nicht nur an den Kultursenator, sondern auch an den Innensenator Kuno Böse geht. Elke Heyduck
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