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Todesursache ungeklärt

Verteidigungsminister Rudolf Scharping und Generalinspekteur Harald Kujat auf dem schmalen Grat zwischen Selbstverteidigung und Aufklärungsbedarf: Spekulationen über den Zwischenfall sind tabu

aus Berlin BETTINA GAUS

Verteidigungsminister Rudolf Scharping und Generalinspekteur Harald Kujat haben derzeit eine schwierige Aufgabe zu bewältigen: Einerseits möchten sie keine Gerüchte aufkommen lassen, denen zufolge der Tod von fünf ausländischen Soldaten in Kabul im Zusammenhang mit der vorbereiteten Sprengung von zwei Luftabwehrraketen auf etwas anderes zurückzuführen sein könnte als einen Unfall. Zugleich aber wollen sie alle Zweifel an der Qualität der Bundeswehrausrüstung zerstreuen und darüber hinaus den Eindruck vermeiden, ein unprofessioneller Fehler oder gar Leichtsinn habe zu dem Zwischenfall geführt, bei dem drei dänische und zwei deutsche Soldaten starben. Vor diesem Hintergrund bleibt ihnen nicht viel zu sagen übrig. Auch nach der gestrigen Pressekonferenz in Berlin gibt es deshalb mehr Fragen als Antworten.

Der Vorfall habe „nichts mit der Kenntnis oder Unkenntnis des Gerätes“ zu tun gehabt, erklärte Kujat. Vielmehr handele es sich offenbar um ein „technisches Problem“, das „wir uns bisher nicht erklären können“. Zeugenaussagen zufolge sei „sauber und ordentlich“ gearbeitet worden. Der Generalinspekteur betonte, dass zum Zeitpunkt der Explosion die Sprengung der Raketen zwar vorbereitet gewesen sei, aber keine Zündung erfolgt war. Der Zünder habe sich noch „in einem erheblichen Abstand vom Objekt“ befunden. Das erklärt offenbar auch die hohe Zahl der anwesenden Soldaten, die einige Experten überrascht hatte.

Kujat sagte, er halte die Hilfe russischer Fachleute trotz der sowjetischen Bauart der Raketen „nach den bisherigen Zeugenaussagen“ für „nicht erforderlich“. Rudolf Scharping sagt zu der nahe liegenden Frage, ob „Fremdeinwirkung“ – also ein Anschlag – zu dem Ereignis geführt habe, es mache „wenig Sinn, mit Ungewißheiten oder gar Spekulationen zu operieren“. Den genauen Hergang soll nun eine deutsch-dänische Expertenkommission klären. Diese Kommission wird auch die anwesenden Soldaten eingehend befragen, von denen bisher nur einige erste Aussagen gemacht haben. Der Bericht der Fachleute soll in etwa zwei Tagen vorliegen.

Die verwundeten Soldaten wurden inzwischen aus Kabul ausgeflogen. Sie befinden sich nicht mehr in akuter Lebensgefahr. Ein Termin für die Überführung der Toten wurde gestern noch nicht genannt. Scharping erzählte, dass er eines der beiden deutschen Opfer gekannt habe: „Das sind für mich keine anonymen Uniformträger.“ Der Verteidigungsminister bezeichnete die Stimmung des in Kabul stationierten Kontingents als „sehr gefasst, natürlich auch in hohem Maße bedrückt“. Informationen des Kommandeurs Hubertus von Butlar zufolge leide der Dienstbetrieb aber unter dem Geschehen nicht. Entgegen der Erwartung mancher Beobachter hat das folgenschwere Ereignis bisher nicht zu einer Grundsatzdiskussion über den Einsatz in Afghanistan geführt. Bislang haben lediglich einige Bundestagsabgeordnete darauf hingewiesen, dass die Risiken des Soldatenberufs unkalkulierbar seien.

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