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■ Schill-Inszenierung: 20 Bayern in Hamburg abgetreten. 2. Akt folgt

Die Inszenierung hat gestern mit einem Festakt im Bürgermeistersaal des Rathauses ihr vorläufiges Ende gefunden. In Anwesenheit von Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) verabschiedete Innensenator Ronald Schill die 20 bayrische PolizistInnen, die seit vier Wochen in der Elbmetropole in den fünf Einsatzzügen ihren Dienst verrichtet haben. Noch auf dem Festakt kündigten beide ein weiteres Intermezzo von Bayern in Hamburg an, dessen Modalitäten noch geklärt werden müssten. Bei der Premiere hatte der Freistaat – bis auf die 15.000 Euro Sachkosten für luxuriöse Hotelunterbringung – die Kosten Hamburg gespendet.

Zum Sinn der Maßnahme werden die Töne nach dem Gastspiel langsam moderater. Schill hatte noch anfangs den Einsatz der bayrischen Schupos als Akt der Nachhilfe deklariert. „Schließlich ist die Gefahr in Hamburg Opfer eines Straßenraubes zu werden zehn mal so hoch wie in München.“ Die Polizei sei von der Vorgängerregierung „kaputtgespart“ worden, und es sei fraglich, auf welche Weise der „erfundene Polizeiskandal“ noch „traumatisierende Nachwirkungen“ habe. Hamburg stehe am Rande des Notstandes und habe die Verstärkung dringend benötigt. „Ich bedauere sehr, dass die vier Wochen schon rum sind.“ Kritikern im Polizeiapparat, die die Aktion als „konsequenzlos“ und „Polizeitourimus“ in Frage stellten, warf Schill vor, „ein böses Klima zu schaffen oder von Unkenntnis geprägt“ zu sein. „Es sollte nur mehr Präsenz auf den Straßen gezeigt werden.“

Beckstein möchte die Aktion eher als „Zeichnen der vernünftigen Zusammenarbeit“ und des „Erfahrungsaustausches“ verstanden wissen. „Es ist hilfreich für uns, in einem anderen Land Erfahrungen zu sammeln“, sagte er. „Ich hoffe, dass sich die Ergebnisse und Erlebnissen auf die bayrische Polizei niederschlägt.“ Zudem forciere die Personalspende im „Wettbewerbsförderalismus der Polizeien das Selbstbewusstsein der Menschen in Bayern“. Die BeamtInnen hatten in den vier Wochen Unterstützung bei Objektschutzaufgaben, Demos und Fußballspielen und Drogeneinsätzen geleistet. Polizeipräsident Udo Nagel, was man aus vier Wochen mitnehme – „die Erfahrung, dass die Welt in Hamburg anders ist, als in München, Neu-Ulm oder Bamberg.“ Kai von Appen

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