piwik no script img

Flensburg im Dunkeln

■ Handball: TBV Lemgo gleicht kurz vor dem Abpfiff zum 26:26 aus

Handballfans sind maßlos. Sie verlangen viel von ihrer Mannschaft: den Europapokal und auch einen Spitzenplatz in der Bundesliga. In Flensburg ist das nicht anders. Am Sonnabend musste Lars Christiansen, 29 und Linksaußen der SG Flensburg-Handewitt, erfahren, wie unangenehm es ist, wenn man den Anhang enttäuscht. Als er nach dem 26:26 seiner Mannschaft gegen den TBV Lemgo Autogramme gab, sah ein Fan rot. „Du elende Null. Das Spiel müsst ihr gewinnen. Ihr werdet nie Deutscher Meister“, brüllte der Mann. Christiansen blieb gelassen. Entgegnen konnte er dem Fan ohnehin nichts – die Kappe des schwarzen Filzstiftes klemmte noch zwischen seinen Zähnen.

Der Ärger des Fans passte zum Auftritt der Mannschaft. Das Unentschieden haben die Flensburger ihrem mangelnden Durchhaltevermögen zuzuschreiben. 45 Minuten dominierten sie die Partie. Der SG-Torsteher Jan Holpert parierte vier Siebenmeter, und Lars Christiansen (10 Tore) traf nach Belieben. Eine Viertelstunde vor Schluss führte Flensburg mit 26:18. Das Publikum tobte, und SG-Trainer Erik Veje Rasmussen übte sich in Siegerpose.

Doch dann kam die Phase, die nachher niemand so recht erklären konnte. „Es war, als hätte bei uns einer das Licht ausgeknipst“, sagte Rasmussen. Lemgo holte Treffer um Treffer auf – und der TBV-Torsteher Christian Ramota entschärfte so manche Chance. Wenige Sekunden vor Schluss erzielte Lemgo durch Jochen Fraatz den Ausgleich.

Für die Flensburger ist der Punktverlust ärgerlich, hatten sie doch die Chance, nach zuletzt dürftigen Leistungen ihre Frühjahrsdepression zu vertreiben. Nun rangiert man auf Platz fünf. „Wir müssen aufpassen, dass wir uns für den Europapokal qualifizieren“, räumte Rasmussen ein. Ob diese Maßgabe den Ansprüchen der Fans genügt, bleibt fraglich. Matthias Anbuhl

Weitere Ergebnisse: Göppingen gegen Kiel 23:28. Essen besiegt Bad Schwartau 35:27

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen