: USA enttäuscht von Europa
US-Präsident Bush hat „Schlachten außerhalb von Afghanistan“ angekündigt. Unterdessen hat sein Verteidigungsberater Pearl die mangelnde Unterstützung „einiger europäischer Freunde“ beklagt
BERLIN afp/ap/dpa ■ Mit deutlichen Worten hat US-Präsident George W. Bush hat am Montag seine Entschlossenheit im Kampf gegen den Terrorismus bekräftigt. Bei einer Gedenkveranstaltung sechs Monate nach den Anschlägen vom 11. September sagte er mit Blick auf Afghanistan: „Wir kämpfen in den Bergen eine intensive Schlacht, und wir werden gewinnen. Aber es wird nicht die letzte sein, und es wird Schlachten außerhalb dieses Landes geben“. Mehrere Schurkenstaaten besäßen bereits Massenvernichtungswaffen oder seien im Begriff, welche zu entwickeln: „Solche Waffen in den Händen von Terroristen würden Erpressung, Völkermord und Chaos entfesseln. Nichts zu unternehmen ist keine Option.“
Unterdessen hat sein Verteidigungsberater Richard Pearl den Europäern mangelnde Unterstützung bei einer möglichen Ausweitung der Anti-Terror-Kampagne vorgeworfen. Er sei „enttäuscht“ über mehrere europäische Freunde, die bei Bedrohungen gegen die amerikanische Sicherheit „nirgends zu finden“ seien, sagte Pearl gestern der BBC. Während des Kalten Krieges hätten die USA Europa „in allen erdenklichen Weisen“ beschützt. Nun könne Washington „ein wenig Gegenseitigkeit erwarten“.
Nach einem Bericht des Observer verfügt US-Vizepräsident Dick Cheney über neue Beweise, dass Bagdad Massenvernichtungswaffen herstellt. Cheney wollte gestern Blair treffen. Nach einem von der britischen Regierung veröffentlichten Dokument wird die US-geführte Anti-Terror-Koalition nach dem Einsatz in Afghanistan neue Offensiven starten, sollten diese „absolut notwendig“ werden.
Auch gestern setzten die US-Truppen ihre Offensive gegen al-Qaida in Ostafghanistan fort. In den dortigen Höhlen würden nur noch kleine Gruppen von Kämpfern vermutet, sagte Armeesprecher Bryan Hilferty. Die Kämpfe am Boden seien zwar abgeflaut, aber noch nicht beendet. Bei der Operation „Anaconda“ wurden binnen 24 Stunden fünf verbündete Afghanen verletzt.
In der Stadt Khost nahe der Grenze zu Pakistan haben maskierte afghanische Soldaten gestern begonnen, die Bevölkerung zu entwaffnen. Wie die afghanische Nachrichtenagentur AIP berichtet, hätten die Soldaten befohlen, die Märkte zu schließen. Außerdem sei jeder Mann und jedes Fahrzeug auf den Straßen durchsucht worden.
Laut dem US-Nachrichtenmagazin Time sind bislang rund 800 Taliban- und Al-Qaida-Kämpfer getötet worden. Damit lag Time deutlich über den Angaben von US-Kommandeuren vor Ort, die von etwa 500 getöteten Kämpfern berichtet hatten.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen