: Premiere baut ab
Sanierungsplan beim defizitären Kirch-Sender sieht drastischen Sparkurs vor, Banken offenbar auf Schließkurs
MÜNCHEN dpa ■ In der Finanzkrise des Kirch-Imperiums will der hoch defizitäre Bezahlsender Premiere sein Überleben mit dem Abbau von Arbeitsplätzen sichern. In Call Centern in München und Hamburg würden noch in diesem Jahr mehrere hundert Arbeitsplätze gestrichen, sagte gestern ein Premiere-Sprecher. Für die drei ebenfalls defizitären Lokalsender der Kirch-Gruppe interessiert sich der baden-württembergische Regionalsender B.TV. Bayerns Finanzminister Kurt Faltlhauser (CSU) zeigte sich optimistisch, dass in den kommenden Wochen ein Ausweg aus der Finanzkrise der Kirch-Gruppe gefunden wird.
Am Sonntag treffen sich die Sanierungsexperten der Kirch-Gruppe zum zweiten Mal mit Gläubigerbanken. Im Mittelpunkt ihrer Vorschläge dürften die Trennung von Unternehmensteilen und ein weiterer Stellenabbau stehen. Bei Premiere fallen laut Angaben des Sprechers im Hamburger Call Center bis Ende des Jahres 30 Prozent der mehreren hundert Arbeitsplätze – alles befristete Verträge – weg. In München werde eine Call-Center-Gesellschaft mit 120 Beschäftigten – davon die Hälfte fest – Mitte des Jahres ganz geschlossen.
Die Verluste bei Premiere sind einer der Hauptauslöser der Finanzkrise bei Kirch. Der Sender macht etwa zwei Millionen Euro Verlust pro Tag. Der neue Premiere-Chef Georg Kofler will dem Aufsichtsrat in der kommenden Woche sein Sanierungskonzept vorlegen. Eine Pleite des Pay-TV-Angebots gilt als nicht ausgeschlossen, allerdings ginge dies nicht ohne schwere Auswirkungen auf den Rest der Kirch-Gruppe. Unter den Mitarbeitern bei Premiere ist die Verunsicherung groß. Vor allem nachdem die Süddeutsche Zeitung gestern unter Berufung auf einen Banker berichtet hatte, dass die Mehrheit der Bankenvertreter Premiere ganz einstellen wolle.
Im Rahmen der Neustrukturierung wird sich die Kirch-Gruppe aller Voraussicht nach auch von ihren drei Ballungsraumsendern trennen. „Wir haben Kirch signalisiert, dass wir interessiert sind, die Lokalsender TV München, Hamburg 1 und TV Berlin zu übernehmen“, sagte B.TV-Geschäftsführer Bernd Schumacher in Ludwigsburg.
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