: Ein Land, ein Ticket, ein Tarif
Neuer Verkehrsplan und Schleswig-Holstein-Tarif für ÖPNV im Norden ■ Von Sven-Michael Veit
Mit einem ehrgeizigen Fünfjahresplan will Schleswig-Holstein den öffentlichen Nahverkehr vor allem auf der Schiene moderner und kundenfreundlicher machen. Zentrale Punkte des Zweiten Landesweiten Nahverkehrsplans (LNVP), den Verkehrsminister Bernd Rohwer (SPD) gestern in Kiel vorstellte, sind der Integrale Taktfahrplan (ITF) und der Schleswig-Holstein-Tarif (SH-Tarif). Weitere Schwerpunkte sind ein Qualitätsmanagementsystem, zusätzliche Bahnhöfe und Streckenmodernisierungen.
Mit diesem Rahmen für den gesamten öffentlichen Personennahverkehr in Schleswig-Holstein „wollen wir den ÖPNV noch attraktiver machen und weiterhin mehr Fahrgäste für Bus und Bahn gewinnen“, gab Rohwer gestern als Ziel aus. Bereits der erste LNVP sei sehr erfolgreich, rechnete der Mi-nister vor: „Wir haben 20 Prozent mehr Fahrgäste und 25 Prozent mehr Verkehrsleistung erreicht.“
In den kommenden Jahren soll die Strecke zwischen Hamburg und Lübeck-Travemünde elektrifiziert werden. Dadurch würden beide Hansestädte im Halbstundentakt mit zusätzlichem Stop in Ahrensburg verbunden. Der Ausbau der Gleise zwischen Lübeck und Kiel soll die Fahrzeit zwischen den beiden größten Städten des Landes auf unter eine Stunde senken. Zwischen Hamburg und Neumünster sollen künftig zwei Regionalexpresse pro Stunde verkehren, zwischen der Elbmetropole und Westerland stündlich einer. An mehreren Knotenpunkten sollen ergänzende Schnellbusse in den ITF eingebunden werden, welcher Umsteigezeiten verkürzen werde.
Zudem sieht der LNVP eine erhebliche Verbesserung des Tarifsystems vor. Mit dem SH-Tarif solle das Motto „ein Land, ein Fahrschein, ein Tarif“ ab 2003 in Bussen, Bahnen und auf ausgewählten Schiffsverbindungen „zügig umgesetzt werden“, erklärte Rohwer. Ein SH-Plus-Tarif für Fahrten nach Hamburg werde ebenfalls angestrebt.
Schleswig-Holstein will bis 2009 sämtliche regionale Eisenbahnstrecken öffentlich ausschreiben. Das Land erhofft sich vor allem einen preiswerteren Service als bisher und setzt darauf, dass noch mehr Menschen vom Auto auf die Bahn umsteigen. Deshalb hat bereits die Hamburger Hochbahn vorige Woche ihr Interesse an der Verbindung nach Sylt angekündigt.
Die Strecke sei „eine interessante Herausforderung“, erklärte Hochbahn-Chef Günter Elste. Allerdings sei bei der europaweiten Ausschreibung „ein beinharter Wettbewerb“ zu erwarten. Die Bundesbahn, die den Regionalverkehr bislang betreibe, werde „diese lukrative Strecke nicht freiwillig hergeben“, mutmaßte Elste. Die Hochbahn wird auch die Verbindung von Neumüns-ter über Bad Segeberg nach Bad Oldesloe betreiben, die im Herbst wieder eröffnet wird.
In den nächsten Jahren wird zudem das Tarifgebiet des HVV kräftig nach Norden erweitert werden. Er wird dann die Landkreise Pinneberg, Segeberg, Stormarn und Herzogtum Lauenburg umfassen und bis nach Lübeck und Neumünster reichen.
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