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Na sdarowje auf den Standort

Im Net, im Osten, in der Luft: Wirtschaftsförderung auf Hamburger Art  ■ Von Sven-Michael Veit

Wer in Hamburg Wirtschaft fördern will, schaut ins Internet, in die Luft oder nach Osten. Von dort nämlich sind im vorigen Jahr vornehmlich Unternehmen in die Hansestadt gekommen. Wie zum Beispiel die Brauerei Baltika, die seit kurzem ihr russisches Bier in hiesige Kehlen zu verfüllen gedenkt. „Der Ostseeraum, Osteuropa und Ostasien sind Schwerpunkte unserer Arbeit“, so Dietmar Düdden, Chef der Hamburgischen Gesellschaft für Wirtschaftsförderung (HWF), gestern auf der Jahrespressekonferenz der Gesellschaft, die im Auftrag der Stadt Firmen beraten, fördern oder überhaupt erst nach Hamburg locken soll.

Und fast hätte die HWF 2001 die Rekordmarke des vorangegangenen Jahres erreicht, wäre da nicht der 11. September gewesen. Dadurch sei manche Firmenansiedlung „auf der Zeitachse nach hinten verschoben worden“, bedauert Düdden, der dennoch mit seiner vorgelegten Bilanz durchaus zufrieden ist. 242 Neuansiedlungen oder Erweiterungen ansässiger Firmen hat die HWF im Vorjahr betreut, mit einem Investitionsvolumen von 1.057 Millionen Mark wurden dadurch 2473 neue Arbeitsplätze in der Hansestadt geschaffen: „Das ist das zweitbeste Ergebnis der HWF-Geschichte.“

Zu dem hat einiger spektakulärer Pleiten zum Trotz die IT-Branche erheblich beigetragen. Der Bestand von rund 1000 Unternehmen mit etwa 18.000 Beschäftigten konnte im vergangenen Jahr gehalten werden, 27 neue Internet-Unternehmen haben sich in Hamburg angesiedelt, das ist ein Fünftel aller Ansiedlungen. Hamburg bleibe wegen der Vielfalt der Unternehmen ein attraktiver Standort für die digitale Wirtschaft, prognostiziert Düdden.

Und das dritte Standbein war, ist und wird in noch zunehmendem Maße die Luftfahrt. „Die Sogwirkung des Airbus A380 vor allem auf mittelständische Firmen“ beschwor denn auch Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) an einem Ort, der für die Präsentation der HWF-Bilanz nicht zufällig gewählt wurde: der halbfertige „Airbus Technologie Park“ in Finkenwerder in unmittelbarer Nähe zum EADS-Werksgelände.

Im ersten Bauabschnitt, der am 14. Mai offiziell fertiggestellt sein soll, werden sich „auf 20.000 Quadratmeter Fläche 42 nationale und internationale Airbus-Zulieferer ansiedeln“, wie Investor Frank H. Albrecht stolz vermeldete. 600 MitarbeiterInnen würden dann „hochwertige Systemkomponenten für Airbus-Flugzeuge herstellen“. In weiteren Bauabschnitten sollen auf dem Gelände an Elbe und Steendiekkanal weitere Büro- und Produktionsflächen entstehen, ein „Airbus Welcome Center“ für Werksbesucher sowie ein „First Flight Hotel“ für die Kunden aus aller Welt, die Airbusse made in Finkenwerder käuflich zu erwerben gedächten.

„Ein exzellentes Beispiel dafür“, freute Uldall sich sogleich, „wie der Senat sich um ein dauerhaft unternehmensfreundliches Klima in dieser Stadt bemüht.“ Als hätte das jemand bezweifelt.

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