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Kuba putzt sich in Vegesack

■ In dem alten Güterschuppen wird seit Jahren improvisiert. Nun wird die „robuste Mehrzweckhalle“ für Kultur hergerichtet.

Am 20. Juni ist im Kulturbahnhof, kurz: „kuba“ in Vegesack die „School-out“-Fete der Schüler, und dann geht es los: In nur sechs Monaten Bauzeit soll das Kulturzentrum für 1,45 Millionen Euro komplett umgebaut und eigentlich erst für seine Zwecke eingerichtet werden. Seit 1994 findet in dem über 100 Jahre alten Güterschuppen des Bahnhofs-Vegesack eine bunte Mischung von Kultur statt, und heute noch pfeift der kalte Wind durch die metallen Schiebetore des Bahn-Lagers. Der Backsteinbau des Kuba liegt direkt zwischen den Hochhaustürmen der Grohner Düne, der Albrecht-Baustelle für das Einkaufs-Zentrum „Haven Höövt“ und den Bahnsteigen des Bahnhofs Vegesack, eine schaurig-schöne Idylle mittendrin. „Hier haben sich Verrückte getroffen“, scherzt der Vorsitzende des Kuba-Vereins, der frühere Vulkan-Manager Udo von Stebut. Er verkörpert die ökonomische Rationalität des soliden Kaufmanns und den Sturm und Drang der Utopie in einer Person; ohne eine derartige Persönlichkeit wäre der Kuba vermutlich schon vor ein paar Jahren von der bremischen Kulturverwaltung abgeschrieben worden.

Aber nun soll es mit großen Schritten auf ein höheres Niveau gehen: Die alte Lagerhalle soll durch den Umbau nicht „schick“ werden, versichert von Stebut, sondern eigentlich nur für ihre Funktion als „robuste Mehrzweckhalle“ hergerichtet werden. Wärmedämmung muss unters Dach, und die großen Lager-Tore müssen dicht gemacht werden, in den Keller-Gewölben werden Toiletten eingebaut, ein Cafeteria-Tresen soll akzeptable gastronomische Angebote ermöglichen. Und schließlich verlangt auch die Gewerbeaufsicht ihren Tribut, zum Beispiel Lüftungsanlagen bei größeren Veranstaltungen. Ein gläserner Quader soll als Foyer vor die Lagerhalle gesetzt werden und weithin sichtbar demonstrieren: Hier findet Neues statt, hier kann man hineingehen.

Auch die Büroräume im Kuba werden renoviert, der Kulturverein Nord bekommt eine richtige Adresse, im Dachgeschoss sollen Seminar- und Ausstellungsräume hergerichtet werden. Über dem 600 Quadratmeter großen Versammlungsraum soll die Dachbalken-Konstruktion sichtbar bleiben.

Im Januar 2003 ist alles fertig, verspricht von Stebut, dann kommt Prof. Florian Malte Leibrecht vom Studiengang Musik und Theater (MTR) Hamburg mit zwei Jacques-Offenbach-Opern und macht die Wiedereröffnung des Kuba zu einem Kulturereignis in Vegesack.

Für die Kulturwerkstätten müssen in der Umbauphase verschiedene Ausweich-Lösungen gefunden werden. Denn im Kuba gibt es nicht nur die Theaterwerkstatt. Die produziert unter der Leitung von Hans König gerade „Der Meister & Margerita in Berlin“, mit 15 Schauspieler-Profis und ebenso vielen Theater-begeisterten Laien. Auch Bühnenbild und Masken werden im Kuba selbst gemacht – in „Werkstätten“. In den Umbau-Monaten geht das Stück auf Tournee nach Hildesheim.

„Bei uns ist das Ergebnis das Ziel“, beschreibt von Stebut den künstlerischen Anspruch des Kulturbahnhofs, aber in den „Werkstätten“ spricht das Zentrum doch gleichzeitig viele Menschen aus dem Stadtteil an. die Interesse an Theater, Musik oder künstlerischen Techniken haben. Von Stebuts jüngster Traum: Eine Kinderoper von und für die Kinder des Stadtteils, komponiert von dem bekannten Schweizer Komponisten Gerd Kühr. Die andere Utopie: Eine Kooperation mit dem kommerziellen Haaven Höövt-Zentrum, wenn es läuft. Denn „Kultur allein rechnet sich nicht, Kultur braucht kommerzielle Querfinanzierung“, weiß der Kaufmann. K.W.

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