: Mobile Zukunft ist machbar – jetzt!
Elektroautos, Biodiesel, Wasserstoff: Die Liste der vermeintlichen Alternativen zum mineralölbetriebenen Ottomotor ist lang. Doch einzig Erdgasantriebe sind sowohl umweltfreundlicher als herkömmliche Pkw-Motoren als auch bereits serienreif
von TILMAN VON ROHDEN
Mit welchem Kraftstoff Autos der Zukunft fahren werden, ist zu einem beliebten Gesellschaftsthema geworden. Ein Diskussionsthema, das allein schon wegen seiner Drohkulisse „in“ ist: Etwa 48 Prozent der Gesamtemissionen an Stickstoffoxiden, etwas mehr als 54 Prozent der Kohlenmonoxidemissionen und 24 Prozent der flüchtigen Kohlenwasserstoffemissionen stammten 1998 aus dem Straßenverkehr.
Doch die Hoffnungen, vom Mineralöl wegzukommen, haben sich in der Vergangenheit kaum erfüllt. Die nicht besonders umweltfreundlichen Kraftstoffe Benzin und Diesel sind wie eh und je die Arbeitspferde im Individualverkehr mittlerer und großer Distanzen.
Und was wurden den Verbrauchern nicht alles als Alternative in Aussicht gestellt: Elektroautos, Biodiesel, Wasserstoff hießen die Hoffnungen der Vergangenheit. Allen diesen Antriebskonzepten ist eins gemein: Sie haben keine Gegenwart – und schlimmer – teilweise noch nicht mal mehr eine Zukunft.
Das beste Beispiel dafür ist das Elektroauto. Sauber, leise, zuverlässig und umweltschonend, so die Propaganda über Jahre. Mittlerweile ist es still um diesen Autotyp geworden, weil die Batterietechnik bis zuletzt zu wünschen übrig ließ: zu wenig Kraft für große Reichweiten und schwere Autos, zu groß und zu kompliziert in der Handhabung: Das Tanken von Mineralöl dauert Minuten, das Aufladen von Batterien Stunden.
Entscheidend ist aber das Umweltargument. Der Strom für die Batterien kommt von fossilen Energieträgern oder aus Atomkraftwerken. Beides ist unerwünscht. Die Propagandisten des Elektrofahrzeuges konnten nicht belegen, wo die Vorteile für die Umwelt liegen. Mittlerweile hat auch die Politik das Interesse verloren. Die finanziellen Mittel für Forschung und Markteinführung sind drastisch zurückgegangen.
Auch um den Biodiesel ist es schlecht bestellt. Er ist das ungeliebte Kind, an das man sich nur erinnert, wenn die Mineralölpreise explodieren. Mit dem Sinken dieser Preise sinken auch wieder die Hoffnungen des Biodiesels. Zumindest gilt dies für Deutschland. In Holland ist Diesel auf Pflanzenölbasis seit vielen Jahren etabliert.
Die Reserve gegenüber Biodiesel rührt zum Teil daher, dass Biodiesel technisch nicht ganz unproblematisch ist. Das Problem besteht darin, dass er wie ein leichtes Lösungsmittel wirkt. Da dies die meisten Schläuche und Dichtungen aus Kunststoff nicht vertragen, müssen diese Teile ausgetauscht werden.
Noch viel größere Hoffnungen verbinden sich mit dem Brennstoffzellenauto. Doch ist die Technik längst nicht so weit entwickelt, dass sie in Serie produziert werden kann. Frühestens in fünf oder sechs Jahren, sagen die Experten. Ob diese Prognose eintrifft, bleibt abzuwarten, denn nach früheren Schätzungen müssten Brennstoffzellenautos schon rollen.
Die technischen Probleme sind größer als zunächst vermutet. Doch auch wenn diese gelöst sind, ist längst nicht sicher, dass sich diese Technik durchsetzt. Denn Wasserstoff an sich ist zwar ökologisch unbedenklich. Sogar lobenswert, weil seine Nutzung in Brennstoffzellen kein klimaschädigenden Gase nach sich zieht und der Wirkungsgrad hoch ist. Die Gewinnung von Wasserstoff durch eine umweltfreundliche Elektrolyse ist derzeit aber so teuer, dass sie völlig unrealistisch ist. Preiswerter ist die chemische Bearbeitung von Erdgas oder Methanol, wodurch aber die ökologischen Vorteile von Wasserstoff wieder zum großen Teil verloren gehen.
Das Fazit lautet: Wenn sich in näherer Zukunft etwas ändern soll, kommt die mobile Gesellschaft kaum an Erdgasfahrzeugen vorbei. Diese Technik ist derzeit die einzige, die relativ umweltfreundlich und zugleich bereits verfügbar ist. Letzteres ist entscheidend, denn an Versprechungen hat es in der Vergangenheit nicht gefehlt.
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