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Frist für Obstbauern

Kompromiss mit Bundesregierung: Feuerbrand auf Äpfeln darf weiter mit Antibiotikum bekämpft werden

BERLIN taz ■ Die Grenzwerte für Antibiotika im Obstbau bleiben – allerdings mit Ausnahmen. Darauf einigten sich das Bundesministerium für Verbraucherschutz und die SPD-Fraktion diese Woche. Es geht um den Stoff Plantomycin, der im Obstbau gegen die Bakterienkrankheit Feuerbrand eingesetzt wird. Dieses Antibiotikum findet sich dann im Honig wieder, den Bienen in Obstplantagen sammeln – in geringen Mengen zwar, aber doch mehr als der gültige Grenzwert erlaubt. Weil im Jahr 2000 die Grenzwerte für Plantomycin im Honig überschritten wurden, setzte die Biologische Bundesanstalt die Zulassung des Mittels aus.

Die Obstbauern vor allem in der Region Bodensee wenden Plantomycin jedoch weiter an, weil sie des Feuerbrands sonst nicht Herr werden – was verboten ist, von den Bundesländern jedoch nicht kontrolliert wird. Der Bauernverband forderte eine Anhebung des Grenzwerts im Honig und fand dafür Unterstützung auch beim Agrarsprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Matthias Weisheit. Darauf führte nun die betroffene Verbraucherministerin Renate Künast einige klärende Gespräche mit Weisheit und den Fraktionsspitzen, weil sie um ihren Ruf als Bekämpferin von Schweinereien im Agrarbereich fürchtete (taz vom 21. 3.). Auch Naturschutzverbände wurden konsultiert.

Das salomonische Resultat: Der Grenzwert von 0,02 Milligramm pro Kilogramm Honig bleibt offiziell bestehen. Es gebe aber Ausnahmegenehmigungen für das Spritzen des Antibiotikums, wenn für „kleinräumige Feuerbrandherde“ ein hoher Befall zu erwarten sei, so das Bundesministerium. Unter anderem Imker, Umweltschützer und Obstbauern sollen nun Arbeitskreise bilden, um im Falle des Falles das Spritzen zu Überwachen. Auch sollen sie Alternativen zu Plantomycin suchen und so auf lange Sicht den Ausstieg ermöglichen. Zusätzliche Forschungen, zum Beispiel über Verzehrgewohnheiten von Honig bei Kindern, sind angeschoben.

Im Ministerium ist man froh: „Sonst hätten sich die Fronten verhärtet und die Bauern hätten illegal immer weiter gespritzt.“ Für diese Lösung warb Renate Künast auf der Donnerstag und Freitag im hessischen Bad Nauheim stattfindenden Agrarministerkonferenz. Schließlich stimmten die Länderminister zu. Die CDU/CSU-regierten Länder forderten allerdings eine EU-, am besten weltweite Klärung, um Wettbewerbsnachteile der heimischen Obstbauern zu vermeiden. REINER METZGER

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