piwik no script img

Zinni legt Kompromiss vor

Falls die Gespräche des US-Sondergesandten mit Israelis und Palästinensern ohne Ergebnis bleiben, bereitet die Armee nach einem Zeitungsbericht eine Offensive vor

JERUSALEM rtr/afp/taz ■ Die israelische Regierung hat gestern über eine Reiseerlaubnis für Palästinenserpräsident Jassir Arafat beraten, der den Gipfel der Arabischen Liga in Beirut besuchen will. Eine endgültige Entscheidung wurde aber erst für heute morgen erwartet. Die Chancen wurden jedoch für gering gehalten, nachdem in der Nacht Gespräche über eine Waffenruhe ohne Einigung endeten.

Die Gespräche wurden abgebrochen, um Israelis und Palästinensern Gelegenheit zu geben, einen US-Kompromissvorschlag zu prüfen. Man habe sich auf ein weiteres Treffen verständigt, verlautete aus israelischen Regierungskreisen. „Die Amerikaner sind optimistisch und haben mehrere Kompromissvorschläge präsentiert, um die Differenzen zu überbrücken“, hieß es in den Kreisen. Der israelische Fernsehsender Channel 2 berichtete, die USA hätten unter anderem vorgeschlagen, die Frist für die Umsetzung des US-Waffenstillstandsplans von vier auf zwei Wochen zu verkürzen.

Die Länge dieser Frist ist einer der Streitpunkte. Im Anschluss sollen diplomatische Verhandlungen aufgenommen werden. Ein anderer Dissens besteht in der Frage, ob der israelische Truppenrückzug und die Aufhebung der Blockade von palästinensischen Ortschaften vor oder nach der Intensivierung palästinensischer Bemühungen zur Terrorbekämpfung stattfinden sollen. US-Sondervermittler Anthony Zinni unternimmt zurzeit seinen dritten Anlauf, ein Ende der Gewalt in dem seit 18 Monaten andauernden Palästinenser-Aufstand zu erreichen.

Für den Fall, dass die Gespräche ergebnislos bleiben, bereitet die israelische Armee nach einem Bericht der Washington Post eine groß angelegte militärische Offensive auf palästinensische Städte und Flüchtlingslager vor. Wie das Blatt gestern berichtete, schätzen hochrangige Armeeangehörige die Chancen für einen Vermittlungserfolg Zinnis als gering ein. Gegenüber der Zeitung hätten sie sich pessimistisch über einen dauerhaften Frieden mit den Palästinensern geäußert, heißt es in dem Bericht. Sollten die antiisraelischen Angriffe und Selbstmordanschläge andauern, gebe es in der Regierung von Ariel Scharon und in der Armee breite Unterstützung für eine „umfassende militärische Konfrontation“ mit den Palästinensern.

Die israelische Armee tötete gestern am frühen Morgen laut palästinensischen Angaben einen Palästinenser, als sie mit Panzern und Bulldozern in ein Flüchtlingslager im südlichen Gaza-Streifen einrückte. Zwei weitere Palästinenser seien in dem Flüchtlingslager Brazil verletzt worden. Die Armee teilte mit, sie habe unterirdische Tunnels gesucht, die für den Waffenschmuggel benutzt würden. Bewaffnete Palästinenser hätten die Armee beschossen, hieß es.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen