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Der Kampf um Leo Kirchs Kontrolle

Der Medienzar wird sich wohl von seinem Lebenswerk verabschieden müssen, um es zu retten. Banken und Minderheits- gesellschafter sind sich nur noch nicht darüber einig, wer dann die Kontrolle über die KirchMedia AG übernehmen darf

von HEIKO DILK

Es ging um die Rettung von Leo Kirchs Lebenswerk und auch darum, dass Kirch eigentlich nur zwei Möglichkeiten hat: Entweder er gibt das Zepter aus der Hand, oder das ganze Unternehmen wird insolvent. Die Banken, bei denen Kirch mit sechs bis sieben Milliarden Euro verschuldet ist, sollen ihn am Sonntagabend vor die Wahl gestellt haben – und Kirch soll sich grundsätzlich bereit erklärt haben, seine Kontrolle über die KirchMedia aufzugeben, hieß es gestern aus Branchenkreisen. Das Kerngeschäft, der Film- und Sportrechtehandel, sowie die Sender der ProSiebenSat.1-Gruppe könnten dafür an die Gesellschafter Silvio Berlusconi und Rupert Murdoch gehen – oder an die Banken selbst. Der KirchMedia würden so 800 Millionen Euro zufließen.

Welchen Anteil der Summe die Banken beisteuern sollen und wie viel die Minderheitsgesellschafter tragen werden, ist noch offen. Die Gesellschafter, zu denen auch die Rewe-Handelsgruppe und ein saudischer Ölscheich gehören, sind freilich nicht begeistert von der Idee, dass Banken, also Branchenfremde, die Mehrheit an der KirchMedia übernehmen sollen – sie müssen der Veränderung der Mehrheitsverhältnisse aber zustimmen.

Laut der Süddeutschen Zeitung verlangen sie von den Banken, auf die Rückzahlung der Kirch-Kredite teilweise zu verzichten und Kirch die Zinsen ganz zu erlassen. Für die Banken kommt diese Option eher nicht in Frage. „Wir wollen am liebsten überhaupt kein Geld verlieren“, zitiert die SZ aus Bankenkreisen. Die Rewe-Handelsgruppe wollte sich gestern gegenüber der taz nicht zu dem Thema äußern. Sie ist mit 5,71 Prozent an KirchMedia beteiligt.

Auf Dauer würde die Mehrheit an der KirchMedia wohl ohnehin nicht bei Hypovereinsbank, Commerzbank, Bayerische Landesbank und DZ-Bank bleiben. Der Plan ist, die KirchMedia weitgehend zu konsolidieren, einige Manager auszutauschen und dann an die Börse zu gehen oder wieder zu verkaufen – an Medienunternehmen.

Wie Kirchs Imperium gerettet werden kann, dafür gibt es offenbar noch kein Rezept. Die 800 Millionen jedenfalls dürften gerade mal bis Herbst reichen. Also heißt es, Unternehmensbereiche abzustoßen, umzustrukturieren oder gar zu schließen.

An den Kragen gehen könnte es zunächst einmal den Kirch-Lokalsendern in Hamburg, München und Berlin, über deren Schließung Anfang letzter Woche spekuliert wurde. Und auch der Bezahlsender Premiere gehört nach wie vor zu den Sorgenkindern im Kirch-Konzern. Bislang hat der Abokanal vier Milliarden Euro Verlust angehäuft. Hier kommt Murdoch wieder ins Spiel, über sein Unternehmen News Corp. ist er mit 2,5 Prozent an KirchMedia beteiligt. Außerdem betreibt er über den britischen Bezahlkanal BSkyB Premiere mit. Im Oktober kann damit schon Schluss sein. Dann nämlich kann Murdoch eine Option einlösen, nach der Kirch seinen Anteil an Premiere zurückkaufen muss: 1,75 Milliarden Euro werden dann fällig.

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