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Sonntag: Sommerzeit

■ Uhren werden an Ostern vorgestellt

Der Sender DCF 77 gilt als eintönig und ist doch der aktuellste Deutschlands. Die Physikalisch- Technische Bundesanstalt (PTB/Braunschweig) gibt über den Langwellensender Mainflingen bei Frankfurt am Main in jeder Minute ein neues Zeitsignal für Funkuhren heraus. Am Sonntag ist einer der wenigen Tage, an denen das Programm einen Sprung macht: Dann beginnt die Sommerzeit. Um 2.00 Uhr morgens werden die Uhren um eine Stunde auf 3.00 Uhr vorgestellt, die Nacht wird also eine Stunde kürzer.

Für die Wissenschaftler der PTB ist das Umstellen keine große Aktion. „In der Nacht wird niemand in Mainflingen sein“, sagt PTB-Sprecher Jens Simon. Bereits am Dienstag hat Peter Hetzel, der Leiter des Fachlabors Zeitübertragung, die impulsgebende Atomuhr umprogrammiert. „Dazu ist nur ein einziger Fingertipp auf einen Schalter nötig“, so Simon. Eine Panne habe es seit der Einführung des Zeitenwechsels 1980 noch nie gegeben.

In Mainflingen stehen insgesamt drei kleinere Atomuhren, die sich gegenseitig kontrollieren. Diese sind wiederum mit den so genannten fünf primären Atomuhren in der PTB in Braunschweig verbunden. Durch einen Abgleich der Daten wird von dort die so genannte gesetzliche Zeit ständig überwacht. „Ganz selten gibt es geringe Abweichungen. Noch bevor diese so groß werden, dass Funkuhren sie registrieren, haben wir sie schon wieder korrigiert“, sagt Simon.

Mit einer herkömmlichen Uhr haben die primären Atomuhren übrigens keine Ähnlichkeit. In den eher an Maschinen erinnernden, einige Meter hohen Anlagen ist eine kleine Menge Cäsium. Durch eine winzige Öffnung strömt ständig eine gleich bleibende Menge, die mit Mikrowellen bestrahlt wird. Durch einen komplizierten physikalischen Vorgang werden dabei für die Wissenschaftler Schwingungen messbar. Für Laien kaum vorstellbar: 9 192 631 770 Schwingungen ergeben eine Sekunde.

Im so genannten Uhrenkeller in Mainflingen sind die Wissenschaftler allerdings nur wenige Male im Jahr anzutreffen. Die Umstellung auf Sommer- oder Winterzeit wird auch gleich zu einem der seltenen Routinechecks genutzt. Schon seit Ende der 50er Jahre werden aus dem kleinen Ort 25 Kilometer süd-östlich von Frankfurt Zeitsignale ausgestrahlt, damals noch mit Hilfe von Quarzuhren. Der Standort ist nach PTB-Angaben eher zufällig gewählt worden. Der ehemalige Flugplatz stand schlicht für den Bau des Senders zur Verfügung.

Die Zeitsignale werden mit einer Reichweite von rund 2000 Kilometern von Mainflingen aus gesendet. Die exakten Impulse geben den Uhren der Bahn AG, der Telekom-Zeitansage, Schaltuhren der Energieversorger und vielen anderen wichtigen Einrichtungen den Takt vor.

dpa

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