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Ein Hauch von Klassenkampf hinterm Deich

„Arbeitgeber, Arbeitgeber, schläfst du noch? Schläfst du noch? Hörst du nicht die Leute? Hörst du nicht die Leute? Fünf Prozent! Fünf Prozent!“ Bei manchen endete es auch auf „Ding-Dang-Dong“. Sie hatten „Bruder Jakob“ dann doch tiefer verinnerlicht als die aktuelle Lohnforderung, für die sie gestern in den Warnstreik getreten waren: Fünf Prozent mehr Geld für die nächsten zwölf Monate verlangen die 5.000 Beschäftigten der norddeutschen Fischindustrie. Die Arbeitgeber haben 2,5 Prozent geboten – auf eine Laufzeit von 14 Monaten. Auf ein Jahr umgerechnet entspräche das einer Steigerung um 2,1 Prozent. Ein Angebot, von dem die bis zu 800 Streikenden gestern nichts hören wollten: „Unter drei Prozent brauchen unsere Verhandlungsführer gar nicht erst nach Hause zu kommen“, war die einhellige Meinung unter den GewerkschafterInnen. So viel hatte ihre Gewerkschaft NGG in anderen Sparten ausgehandelt.

Bester Laune zogen die Ausständischen gestern die Straße „Am Lunedeich“ im Bremerhavener Fischereihafen auf und ab. Wenn das bunte Völkchen aus aller Herren Länder an einem Werkstor rüttelte, kam ein Hauch von Klassenkampf auf. Fäuste wurden gereckt. „Komm raus, du Feigling“, scholl es Richtung Chefetagen. Von dort sollen die Belegschaften, vor allem in mittelständischen Betrieben, zum Teil massiv eingeschüchtert worden sein, damit sie sich nicht am Streik beteiligen. So nahmen an dem Demonstrationszug vor allem Beschäftigte der „großen drei“ Frozen Fish, Frosta und Deutsche See teil, in denen zwei Drittel der 3.000 Beschäftigten von Bremerhavens Fischindustrie arbeiten. Am Morgen hatten bereits in Cuxhaven rund 500 Menschen die Arbeit niedergelegt. Am 8. April gehen in Bad Bederkesa die Tarifverhandlungen weiter.

jank/ Foto: Julia Baier

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