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Lokalkoloratur

Die Justiz gibt zuweilen Gelegenheit zu lauter Klage, zu beredtem Schweigen, zu heftigem Kopfschütteln über die Ungerechtigkeit dieser Welt und ihrer besonderen Ausformung vor Gericht. All dies ist vergessen, denn zuweilen trifft es doch die Richtigen: Promi-Anwalt Dirty Joachim Steinhöfel muss wegen Steuervergehen knapp 650.000 Euro bezahlen, hat das Hamburger Amtsgericht am Donnerstag entschieden. So einer wie Steinhöfel quittiert eine solche durchaus erkleckliche Geldsumme mit Erleichterung und dem Satz, er sei froh, dass sich die Sache erledigt habe. Wahrhaft ist Jurist Steinhöfel mit einem blauen Auge davon gekommen, denn all die wahren Schandtaten dieses Mannes standen überhaupt nicht zur Anklage. Die Krawall-Talk Show „Kreuzfeuer“ blieb ebenso ungeahndet wie die „Gut, dass wir verglichen haben“-Belästigungen, das stete Abmahner-Getue oder dieser dünne fieselige Kinnbart, der Höchststrafen verdient hätte. Ungestraft davon kommen, wenn man eine solche Homepage betreut wie die, in der Herr Steinhöfel aus dem Halbdunkel böse-rätselhaft ins Weite blickt und auf der er auf seinen beeindruckenden Gastauftritt im neuen deutschen Kino aufmerksam macht – Herr Steinhöfel hat gewaltiges Glück gehabt. aha

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