: Nicht nur Solidarität mit der Intifada
■ Hasstiraden auf der Bremer Kundgebung für Palästina
Rund 400 Menschen demonstrierten am Samstag auf dem Bremer Marktplatz für ein Ende der Besatzungspolitik Israels in den palästinensischen Gebieten. Die Bundesregierung müsse endlich Druck auf die israelische Regierung ausüben, den palästinensischen Staat anerkennen und die Waffenlieferungen an Israel sofort einstellen. „Kritik an Israels rassistischer und aggressiver Politik darf nicht länger als Antisemitismus verleumdet werden“, erklärte Cornelius Hertz vom Bündnis antiimperialistische Solidarität (Bas), das mit weiteren Bremer Gruppen die Kundgebung organisiert hatte. Doch aus dem anfänglichen Solidaritätsruf „Es lebe Palästina!“ wurden schnell Hasstiraden auf Israel. „Kindermörder! Frauenmörder!“ skandierten Hunderte wütend und mit erhobenen Fäusten, als sie die Obernstraße herauf- und herunterziehen, mehrfach sind Maschinengewehre auf Transparenten zu sehen.
Die lautstarke Forderung der Sprechchöre ist eindeutig: „Tötet Sharon!“ Passanten blicken irritiert. Als ein aufgebrachtes Mitglied der jüdischen Gemeinde die Demonstration zu stören versucht, greift die Polizei ein.
„Irgendwo muss sich der Frust entladen“, entschuldigt Hannes Kokaly, einer der Mitorganisatoren, die Schlachtrufe der DemonstrantInnen: „Alle haben Freunde oder Verwandte dort unten.“ Der Widerstand gegen die Besatzung dürfe nicht als Terrorismus diffamiert werden, sagt Bas-Mann Hertz. Kokaly, der seit 25 Jahren in Bremen lebt, nickt. Er hat noch am Morgen mit seiner Familie in Bethlehem telefoniert: „Dort zerschießen die Soldaten jetzt die Wassertanks auf den Häusern.“ hoi
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen