piwik no script img

Wer geht, wer bleibt?

SPD in Nordrhein-Westfalen berät heute über personelle Konsequenzen aus dem Kölner Spendenskandal. Biciste-System undurchsichtig

KÖLN taz ■ Die NRW-SPD berät heute Nachmittag in Düsseldorf über personelle Konsequenzen aus ihrem Kölner Spendenskandal. Auf der Grundlage der Empfehlungen der Schmude-Kommission werde der Landesvorstand entscheiden, gegen wen Parteischiedsverfahren eingeleitet werden müssen, kündigte SPD-Landeschef Harald Schartau am Wochenende an. „Anschließend werden wir genaue Auskunft darüber geben, wie viele Mitglieder betroffen sind und wie viele Betroffene sich bereits dazu geäußert haben“, sagte er nach einer Klausurtagung in Gelsenkirchen, an der auch Bundeskanzler Gerhard Schröder teilnahm. Schröder versprach: „Von denjenigen, die sich schuldig gemacht haben, werden wir uns trennen müssen.“

Beobachter gehen davon aus, dass nicht gegen alle der 38 SPD-Mitglieder, die auf der Liste des Exschatzmeisters Manfred Biciste als Empfänger fingierter Spendenquittungen verzeichnet sind, Schiedsverfahren eingeleitet werden. Bei ihrer Aufklärungsarbeit steht die SPD allerdings vor neuen Problemen. Denn auch wenn sie seit vergangenen Donnerstag auch offiziell die „Biciste-Liste“ in der Hand hält, kennt sie damit noch nicht unbedingt alle Namen der in das Kölner Geldwaschsystem Einbezogenen. Nach eigenen Angaben änderte Biciste 1999 sein System. Um nicht mehr so viele Barspenden eintragen zu müssen, habe er Parteikollegen Schwarzgeld übergeben. Diese hätten denselben Betrag von ihrem Konto dann als Spende überwiesen und dafür eine Quittung erhalten. Ein wesentlich sichereres Verfahren als die bis dahin praktizierte Übergabe fingierter Spendenbelege: So ist eine Geldwaschspende nicht mehr von einer regulären Spende zu unterscheiden. Es habe sich dabei jedoch nur um „wenige Fälle“ gehandelt, sagte Bicistes Anwalt Reinhard Birkenstock zur taz. Über die genaue Anzahl machte er jedoch keine Angaben. Unterdessen hat die SPD-Landtagsabgeordnete Annelie Kever-Henseler ihrer Partei vorgeworfen, ein „Schmierentheater“ zu veranstalten. Anscheinend habe die SPD kein besonderes Interesse, den möglichen Korruptionshintergrund aufzuklären, sondern wolle nur Bauernopfer finden, um die Affäre schnell vom Tisch zu kriegen. PASCAL BEUCKER

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen