Kein Geld ist gleich eins voll in die Fresse

Berliner Kinder- und Jugendtheater schlagen die Trommel: Weitere Einsparungen bringen die privaten Bühnen an den Rand der Existenz. Die Nachfolger der einst „revolutionären“ Theater Grips und Rote Grütze fordern eigenes Haus

Sie waren revolutionär. Bis dato räumen ihre Stücke große Preise ab. Und wenn sie internationale Gastspielreisen unternehmen, erobern sie die Zuschauer wie im Sturm. Nur zu Hause kräht kein Hahn mehr nach ihnen – zu Unrecht, wie die Erfolge und Besucherzahlen belegen. Was einmal im Zuge der 68er-Bewegung im „Grips Theater“ und der „Roten Grütze“ mit der Erneuerung des Berliner Kinder- und Jugendtheaters begann, steht nach Ansicht ihrer Macher heute vor dem Niedergang.

Bei ihrer Anhörung am Montag vor dem Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses gaben die Vertreter der Bühnen zu bedenken, dass sie durch drohende finanzielle Einschnitte und politische Ignoranz in ihrer Existenz gefährdet sind. Zugleich sprachen sich die Theaterchefs (von Grips, Atze, Strahl, Hanswurst Nachfahren und anderen) für den Aufbau eines Hauses für die Kinder- und Jugendtheater der Stadt aus, das im Theater am Halleschen Ufer untergebracht werden soll.

Der Ausschuss hatte die Theaterleute und Kultursenator Thomas Flierl (PDS) eingeladen, um über die Zukunft der rund zehn kleinen privaten Bühnen zu beraten, die mit einem jährlichen Etat von insgesamt 9 Millionen Euro bei rund 900.000 Besuchern 2002 auskommen sollen. Volker Ludwig, Grips-Theater-Leiter, machte für den Niedergang der Jugendtheater sowohl die zunehmenden finanziellen Einschränkungen, „die jede Entwicklung ersticken“, als auch den öffentlichen Diskurs über dieses Genre verantwortlich. An Schulen, bei Kritikern und in der Politik werde zu wenig Interesse für die Bedeutung der Kinder- und Jugendtheater geweckt, obwohl gerade diese Berlin international auf vielen Festivals erfolgreich verträten.

Ludwig sprach sich für den Vorschlag von Thomas Sutter, Chef des Musiktheaters Atze, aus, das Theater am Halleschen Ufer zu einem Zentrum für das Kinder- und Jugendtheater zu machen und das dortige zeitgenössische Theater auf andere Bühnen zu verlagern. „Das wäre eine Wiedergutmachung an der Kinder- und Jugendtheaterszene und ein Zeichen, dass sie in Berlin wieder ernst genommen wird.“ Nach Ansicht Sutters eigne sich das nur zu 28 Prozent ausgelastete Theater am Halleschen Ufer für Proben und Aufführungen „in besonderer Weise“. Außerdem könnte es durch höheren Eintritt, Vermietungen und mit Projektmitteln wie bisher betrieben werden. „Es kostet also keine zusätzlichen Haushaltsmittel“, rechnete Sutter vor. ROLA