Schläge ins Gesicht

Zwei jüdische Frauen werden bei einem Übergriff in der U-Bahn verletzt. „Südländisch aussehende“ Täter flüchten

Zwei jüdische Frauen sind am Sonntag auf dem U-Bahnhof Neukölln von Unbekannten angegriffen worden. Wie die Polizei mitteilte, erlitten die 21-jährige Berlinerin aus Neukölln und ihre 58-jährige Mutter aus dem Landkreis Barnim Prellungen im Gesicht, die ambulant behandelt werden mussten. Laut Polizei waren die Frauen kurz nach 17 Uhr in einem U-Bahnzug der Linie 7 unterwegs, als zwei südländisch aussehende junge Männer auf sie zutraten und die 21-Jährige fragten, ob sie Jüdin sei. Als die Frau, die eine Kette mit Davidstern-Anhänger um den Hals trug, ja sagte, rissen ihr die Männer die Kette vom Hals und schlugen ihr mit der Faust ins Gesicht. Der Mutter, die ihrer Tochter helfen wollte, schlugen sie ebenfalls ins Gesicht und flüchteten dann in unbekannte Richtung. Nach der Beschreibung der beiden Frauen sind die beiden Täter etwa 20 Jahre alt und arabischer Herkunft.

Die jüdische Gemeinde Berlin verurteilte den jüngsten Angriff gestern aufs Schärfste. Erst vor zwei Wochen waren auf dem Ku’damm zwei orthodoxe Juden aus New York angegriffen und verletzt worden. Die Täter hatten sie auf Grund ihrer Kleidung und Kopfbedeckung dem jüdischen Glauben zugeordnet. Ein Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde erklärte, dass die Angst vor Übergriffen durch die Vorfälle natürlich zugenommen habe. Es sei aber bisher nicht bekannt, dass Juden deshalb auf das Tragen von Davidstern oder Kopfbedeckung verzichten würden.

Innensenator Ehrhart Körting (SPD) sagte im Innenausschuss, dass die polizeilichen Ermittlungen bereits im Gange seien. Man werde „höchsten Aufwand“ betreiben, um den Angriff auf die beiden Frauen aufzuklären. Er betrachte die Übergriffe im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt mit großer Sorge. Auf eine weitere Erhöhung der Sicherheitsmaßnahmen angesprochen, erklärte eine Sprecherin Körtings, die Schutzmaßnahmen für jüdische und israelische Einrichtungen hätten fast wieder das Niveau nach dem 11. September erreicht. ULRIKE HEIL