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Neue Zusammenschnitte vom Video-Laden

Al-Dschasira zeigt undatiertes Bin-Laden-Video. Darin enthaltene alte und neue Clips suggerieren dessen Verantwortung für den 11. September

BERLIN taz ■ Der arabische Satellitensender al-Dschasira hat am Montag Ausschnitte aus einem bisher unveröffentlichten Video ausgestrahlt, das den von den USA gesuchten islamistischen Terroristenführer Ussama Bin Laden zeigt. Während Bin Laden in dem Film laut al-Dschasira nicht spricht, äußern sich sein ägyptischer Stellvertreter Aiman al-Sawahiri und einer der mutmaßlichen Selbstmordattentäter vom 11. September ausführlich.

„Die 19 Brüder, die rausgingen und ihr Leben für Gott opferten, wurden mit dem Sieg belohnt,“ sagt al-Sawahiri in Anspielung auf den 11. September und die 19 Flugzeugentführer. „Dies ist ein großer Sieg, der in der Tat durch Gott, den Allmächtigen, erreicht wurde und nicht durch unsere Fähigkeit oder Überlegenheit.“

Aus den Ausschnitten wird laut Reuters nicht eindeutig ersichtlich, ob sich Bin Ladens Organisation al-Qaida damit selbst der Anschläge vom 11. September bezichtigt oder diese als Sieg für Muslime allgemein darstellt. Al-Dschasiras Chefredakteur Ibrahim Hilal meint jedoch laut Washington Post, das Video würde alle Zweifel über die Verantwortung Bin Ladens für die Anschläge vom 11. September ausräumen: „Es ist das letzte Wort, dass al-Qaida dahinter steckt.“

Eine skurrile Damaturgie hat die Botschaft eines bärtigen Selbstmordattentäters, bei dem es sich wahrscheinlich um den Saudi Ahmed Ibrahim al-Hasnawi handelt. Ihn hält die US-Bundespolizei FBI für einen der Entführer des United-Airlines-Flugzeuges, das in Pennsylvania abstürzte. Die Szene mit seinem Auftritt wurde nach den auf dem Band enthaltenenen Informationen bereits am 6. März 2001 in der afghanischen Taliban-Hochburg Kandahar aufgenommen, so al-Dschasira.

Auf dem Video spricht er vor der Kulisse des brennenden World Trade Centers, obwohl er zu diesem Zeitpunkt schon tot war. „Es wird höchste Zeit, dass wir Amerikaner in ihrer Heimat töten“, sagt er in der montierten Szene. „Herr, ich betrachte mich als dein Märtyrer, so akzeptiere mich als solcher.“

Laut Hilal sei das undatierte einstündige Video vor einer Woche beim Sender in Doha im Scheichtum Katar abgegeben worden. Nähere Angaben wollte er dazu nicht machen. Das Band sei beschriftet mit: „Das Testament der Märtyrer der Schlacht von New York und Washingon“ und zeige Fotos der 19 Attentäter. Das Video enthalte auch Informationen jüngeren Datums. So werde der Gipfel der arabischen Liga in Beirut als kurz bevorstehend bezeichnet. Er fand Ende März statt. Al-Dschasira will das Band am Donnerstag in voller Länge ausstrahlen. Es ist bereits das sechste Video, das dem Sender seit dem 11. September aus dem mutmaßlichen Umfeld Bin Ladens zugespielt wurde.

US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld erklärte am Montag in Washington, auch sein Ministerium habe ein Video enthalten, das Bin Laden zeige und offensichtlich älter und ein Zusammenschnitt sei. Es sei nicht klar, ob es sich um dasselbe Video handele wie bei al-Dschasira. Man wisse weiterhin nicht, ob Bin Laden lebe oder tot sei, so Rumsfeld. SVEN HANSEN

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