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Nach Preußen die Romantiker

Brandenburg steht in diesem Jahr ganz im Zeichen der Romantik. Theater, Lesungen und Ausstellungen sollen an den Erfolg des Preußenjahres anknüpfen. Berlin hat aus Kostengründen die Zusammenarbeit aufgekündigt

Mit Preußen hat alles angefangen. Im letzten Jahr feierte Brandenburg unter viel Aufwand „sein“ Preußenjahr – und die Touristen kamen in Strömen. Allein 8,4 Millionen Übernachtungen – der wichtigste Gradmesser für touristische Attraktivität – haben die Statistiker 2001 im Land Brandenburg gezählt. Ein Erfolg auf ganzer Strecke, den sich neben der Buga in Potsdam auch und vor allem die so genannte Kulturlandoffensive zugute halten darf. Die Organisatoren verstanden es seinerzeit, Ausstellungen, Konzerte, Tagungen und Lesungen in einem Gesamtangebot zu bündeln, das den Eindruck einer homogenen Veranstaltungsreihe erweckte und dennoch die „Facetten einer Epoche“ offen legte.

Das Gelingen eines derartigen Großprojekts weckte neue Ideen und Begehrlichkeiten. Während Berlin im Martin-Gropius-Bau das klassische Griechenland thematisiert, widmet Brandenburg dieses Jahr der Romantik. Anders als bei den Veranstaltungsblöcken zum Preußen-Jahr, erwies sich die romantische Epoche – jene Geistesströmung zwischen 1750 und 1850 – aber als schwieriges Terrain, und Mitte Februar konnte die Projektleiterin Petra Kabus noch kein Programm vorstellen.

Mitte März wurde bekannt, worum sich die Probleme drehen: Berlin ist aus dem gemeinsam angedachten Programm ausgestiegen. Offizielle Begründung: Die bereits anvisierten Lottomittel stehen nicht länger zur Verfügung, andere Gelder sind nicht vorhanden. Damit ist das „Jahr der Romantik“ mit deutlich weniger Mitteln als die Preußenreihe ausgestattet: 2,17 Millionen Euro, hauptsächlich aus Landes- und Bundesgeldern, stehen für die ausgewählten 34 Projekte zur Verfügung.

Dennoch ist wieder ein breit gefächertes Netz an touristischen und kulturellen Angeboten entstanden, das neben der Kultur auch die politischen Verhältnisse der Romantik präsentieren will. So wird etwa ab 21. Mai im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf eine Ausstellung die „Ländlichen Musenhöfe“ untersuchen. Im Ofen- und Keramikmuseum Velten soll ab 30. April die industrielle Revolution am Beispiel der Fliesenproduktion dargestellt werden. Das Frankfurter Kleistmuseum zeigt ab 8. Mai eine Sonderschau in Sachen Kleist und Friedrich de la Motte Fouqué, die Forsthistorische Sammlung in Fürstenberg/Havel dokumentiert die Beziehung von Romantik und Forstwirtschaft.

Offiziell eröffnet wird das Romantik-Jahr aber am 4. Mai im durchaus romantisch anmutenden Kloster Chorin. Hier wird unter dem Stichwort „Faszination der Ruinen“ eine Sammlung historischer Chorin-Darstellungen präsentiert. Neben diesen explizit auf die Kulturlandoffensive ausgerichteten Angeboten reihen sich viele kleinere und größere Veranstaltungen in den Gesamtrahmen ein. Angefangen bei thematisch abgestimmten Vorlesungen an der Universität Potsdam bis zu Theaterinszenierungen oder Lesungen, die alle mehr oder weniger Bezug auf das Romantik-Jahr nehmen. Die kulturelle Vielfalt des Landes Brandenburg kann damit in größerem Zusammenhang im wahrsten Sinne erfahren werden. Nur Berlin steht – wieder einmal – außen vor. DIRK PILZ

Der Veranstaltungskalender ist unter www.reiseland-brandenburg.de oder bei der Projektgruppe unter Tel.: (03 31) 2 31 13 36 erhältlich

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