piwik no script img

Union weiter gegen Volksabstimmungen

Der rot-grüne Gesetzentwurf über Plebiszite findet zwar Gefallen der Experten. Union ist aber weiter skeptisch

BERLIN taz ■ Zum rot-grünen Gesetzentwurf über Volksabstimmung äußerten sich gestern Experten überwiegend positiv. In der Sitzung des Innenausschusses des Bundestages lobte Otmar Jung von der FU Berlin: „Der Entwurf ist eine gute Grundlage.“ Das Gesetz soll allen Deutschen ermöglichen, selbst Gesetzentwürfe anregen zu können.

Die einen forderten höhere, die anderen niedrigere Quoren. Die einen plädierten für einen Ausschluss Finanzen betreffender Gesetze, die anderen befürworteten dies – doch man war sich einig, dass das Gesetz nötig sei. Lore Maria Peschel-Gutzeit, Hamburger Exjustizsenatorin, sagte, Plebiszite könnten ein „Mittel gegen das Ohnmachtsgefühl der Bürger“ sein.

Nur einer war strikt gegen den Vorstoß zu mehr Bürgerbeteiligung: Peter Badura von der Ludwig-Maximilians-Universität München bediente die Paranoia der Union. „Nicht das Volk begehrt solche Initiativen, sondern Parteien und Verbände wollen so ihre Prämie ausnutzen“, sagte Staatsrechtler Badura.

Auch Erwin Marschewski, innenpolitischer Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, ist offensichtlich unwohl beim Gedanken an den mündigen Bürger. Er fragte die geladenen Sachverständigen: „Könnte es nicht geschehen, dass die Beteiligungsquoren der Volksabstimmung durch die Bürger in einer Volksabstimmung verringert werden können?“ Die Union wird den Entwurf wohl weiterhin nicht unterstützen.

Das geplante Gesetz sieht vor, dass es erst nach drei Hürden zum Volksentscheid kommt. Für einen Gesetzentwurf muss eine Volksinitiative 400.000 Unterschriften von wahlberechtigten Bürgern erbringen. Reagiert der Bundestag nicht binnen acht Monaten, folgt der zweite Schritt: Mit Unterstützung von 3 Millionen Stimmberechtigten kann ein Volksbegehren eingeleitet werden. Zögert der Bundestag dann weiter, das initiierte Gesetz zu verabschieden, kann es zum Volksentscheid kommen. Daran müssen sich 20 Prozent der Wahlberechtigten beteiligen.

NICOLE JANZ

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen