: Watsche für Berlin
Franz Beckenbauer: Die Hauptstadt lieferte mit Abstand die schlechteste Bewerbung für ein Medienzentrum ab
Berlin hat als Sportstadt eine weitere Ohrfeige kassiert. Nicht genug, dass das Medienzentrum der Fußballweltmeisterschaft 2006 nach München geht und für die Hauptstadt nur eine Filiale übrig bleibt. Franz Beckenbauer, Chef des WM-Organisationskomitees, watschte nun auch das die Bemühungen um das Medienzentrum ab. „Berlin hat mit Abstand die schlechteste Bewerbung abgegeben“, sagte Beckenbauer nach Informationen des Tagesspiegel im Bundestagssportausschuss. Zudem wird Berlin nicht einmal die einzige Nebenstelle bleiben: Für Düsseldorf oder Köln ist eine weitere Filiale geplant, bestätigte Ausschusschef Friedhelm Julius Beucher der taz.
Das Organisationskomittee hatte vergangene Woche bekannt gegeben, dass das Fernsehzentrum mit dem Großteil der zur WM erwarteten 20.000 Medienschaffenden in München entsteht. Von Berlin aus sollen nur rund 3.000 Printjournalisten arbeiten. Auf dem Messegelände war für das Medienzentrum eine neue Halle geplant. Die brauche man nun wohl nicht mehr, hieß es dazu aus der Wirtschaftsverwaltung des Senats.
Eine Sprecherin von Sportsenator Klaus Böger (SPD) hatte nach der Entscheidung keinen Fehler in der Bewerbung erkennen können. „An Berlin liegt es nicht.“ Vizesenatssprecher Günter Kolodziej hielt die Münchner Verankerung von OK-Chef und FC-Bayern-Größe Beckenbauer für entscheidend: An dem sei schon als Spieler schwer vorbeizukommen gewesen.
In diese Richtung äußerte sich auch die Berliner SPD-Bundestagsabgeordnete und Sportpolitikerin Ingrid Holzhüter. Lokale Interessen und Münchner Verbindungen haben ihrer Ansicht nach den Ausschlag gegeben. „Dass Beckenbauer dahinter steckt, wussten wir alle“, so Holzhüter. Der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude habe schon vor der Bekanntgabe der Entscheidung gesagt, dass das Medienzentrum an die Isar gehe. Holzhüter hält die Bevorzugung von München für eine Tendenz, die mit der aktuellen Regierungskonstellation in der hauptstadt nichts zu tun hat. „Man will Berlin irgendwie ins Abseits stellen, egal ob hier Rot-Rot oder eine große Koalition regiert.“
Bereits vor der Absage für das Medienzentrum hatte Berlin als Sportstadt zwei große Schlappen einstecken müssen, als erst das traditionsreiche internationale Leichtathletiksportfest Istaf Konkurs anmeldete und kurz darauf die Bewerbung für die Leichtathletik-WM 2005 scheiterte.
STEFAN ALBERTI
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