: Razzia gegen Islamisten
Elf mutmaßliche Mitglieder einer palästinensischen Terrorgruppe wurden gestern festgenommen
KARLSRUHE afp/taz ■ In mehreren Bundesländern ist die Polizei gestern mit einer groß angelegten Razzia gegen eine mutmaßliche islamistische Terrorgruppe vorgegangen. Es gebe Anhaltspunkte, dass Mitglieder der sunnitisch-palästinensischen Bewegung „al-Tawhid“ begonnen hätten, Anschläge in Deutschland zu planen, teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit. Elf Verdächtige würden vernommen. Danach werde entschieden, ob sie dem Haftrichter vorgeführt werden. Die deutsche Zelle der Organisation agiere zwar weitgehend selbstständig, sei aber in ein internationales konspiratives Netz eingebunden. Die gestrige Aktion stehe aber „in keinem Zusammenhang“ mit dem Anschlag auf der tunesischen Ferieninsel Djerba.
Nach den gegenwärtigen Erkenntnissen habe sich in Deutschland um den 36 Jahre alten, in Essen wohnenden Palästinenser Yaser H. eine Zelle oder Gruppierung gebildet, die sich selbst der Bewegung „al-Tawhid“ zuordnet. Neben zwei Wohnungen in Essen, die der Beschuldigte Yaser H. regelmäßig nutzt, wurden 17 Objekte von anderen Beschuldigten und Kontaktpersonen durchsucht; jeweils ein Objekt in Düsseldorf, Krefeld und Georgsmarienhütte, jeweils zwei in Berlin, München, Regensburg und Nürnberg und jeweils drei in Hamburg und Beckum. Die deutsche Zelle ist laut Angaben der Bundesanwaltschaft „überwiegend mit der Fälschung von Pässen und Reisedokumenten, der Durchführung von Spendensammlungen und Schleusung von ‚Kämpfern‘ befasst“ gewesen. Zunächst habe die logistische Unterstützung von Afghanistan-Kämpfern im Vordergrund gestanden. Es wurden mehrere PCs, Disketten, Fälschungsutensilien, Passfalsifikate sichergestellt.
Nach Informationen der ARD sollen die monatelang observierten Männer bereits Waffen gekauft haben. Einige seien in afghanischen Camps ausgebildet worden.
„Al-Tawhid“ gilt weniger als Gemeinschaft oder Organisation, sondern vielmehr als religiös ausgerichtete Bewegung Gleichgesinnter, die auf der Grundlage eines aggressiv-militanten islamischen Fundamentalismus den weltweiten Dschihad aller Glaubensbrüder unterstützt, so die Bundesanwaltschaft. Sitz der Bewegung in Europa soll Großbritannien sein.
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