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Bin Ladens Finanzchef

Die spanische Polizei nimmt Muhammad Zouaydi fest. Er soll Al-Qaida-Kommandos Geld überwiesen haben

Es gibt Leute, die sind selbst dann noch eitel, wenn alles verloren ist. Der Syrer mit spanischer Staatsangehörigkeit Muhammad Galeb Kalaje Zouaydi gehört zu ihnen. Als die spanische Polizei den Geschäftsmann stolz der Presse vorführte, fingerte er unaufhörlich in seinem grauen Haar herum. Doch die Tolle wollte einfach nicht zum Liegen kommen. Aber auch das hätte dem smarten Herrn mit dem gepflegten kurzen Bart beim Fernsehpublikum kaum Sympathie eingebracht. Die Vorwürfe gegen den Mann mittleren Alters, über den die Polizei bisher keine persönlichen Daten bekannt gegeben hat, sind schwer: Er soll unter dem Decknamen Abu Talha von Madrid aus das Unternehmens- und Finanzimperium von Ussama Bin Ladens al-Qaida geführt haben. Die Polizei fand bei dem Verhafteten zahlreiche Unterlagen, die diesen Verdacht bestätigen.

In den letzten zehn Monaten hat die spanische Polizei insgesamt 21 mutmaßliche Mitglieder der al-Qaida verhaftet. 17 davon sitzen mittlerweile in Haft. Ussama-Bin-Laden-Anhänger scheinen Spanien als Rückzugsgebiet und Brücke zwischen den arabischen Ländern und Europa zu nutzen. Auch Abu Talha machte bereits im November zusammen mit zehn weiteren Al-Qaida-Verdächtigen Bekanntschaft mit der Polizei. Mangels Beweisen wurde er damals wieder auf freien Fuß gesetzt. Doch fortan wurde der Unternehmer genau überwacht. „Operation Dattel“ taufte Richter Baltasar Garzón die Untersuchungen. Nach vier Monaten pflückte der spanische Star-Ermittler jetzt die reife Frucht.

Abu Talha, der persönliche Kontakte zu Bin Laden unterhalten haben soll, lebte als unauffälliger Bauunternehmer in Madrid. Er verdiente sein Geld mit Neubauwohnungen in den rings um die Hauptstadt entstehenden Stadtteilen. Eine perfekte Tarnung, um Geld zu waschen und zu verschieben. Abu Talha stand in Kontakt mit mehreren regionalen Finanzchefs von al-Qaida. In den letzten Monaten ließ er verschiedenen Kommandos in den USA, Deutschland, Spanien, China und in den arabischen Ländern insgesamt 667.000 Euro zukommen. So finanzierte er ein Kommando, das einen Anschlag auf den Vizepräsidenten von Jemen verübte.

Doch was die spanischen Ermittler am meisten interessiert, sind Abu Talhas Verbindungen nach Europa. So überwies er mindestens 180.000 Euro an Mamun Darkasanli. Dieser teilte sich mit Mohammed Atta und weiteren Mitglieder der Hamburger Gruppe, die die Anschläge vom 11. September vorbereitet hatten, eine Wohnung. Darkasanli, alias Abu Ilyas, hat Atta, so vermuten die Ermittler, für den heiligen Krieg angeworben. Außerdem finanzierte er eine Gruppe in Spanien, die vor wenigen Monaten ausgehoben wurde und Kontakte nach Frankreich und zu den mittlerweile in Frankfurt vor Gericht stehenden Al-Qaida-Kämpfern unterhielt.

Noch ist nicht klar, ob sich Muhammad Galeb Kalaje Zouaydi und Mohammed Atta persönlich kannten. Die Ermittler versuchen herauszufinden, ob der Todespilot bei einem Spanien-Besuch kurz vor den Anschlägen in den USA auch mit Bin Ladens Finanzchef zusammentraf.

Die Operation gegen das Al-Qaida-Finanznetz in Spanien ging auch gestern weiter. Die Polizei verhaftete einen weiteren Syrer spanischer Staatsangehörigkeit, der mit Zouaydi zusammengearbeitet haben soll.

REINER WANDLER

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