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Endlich mal ein konkretes Wahlziel

betr.: „SPD wird Weltmeister“, taz vom 24. 4. 02

Na also. Geht doch. Endlich mal ein konkretes Wahlziel. Nicht etwa so diffus wie „Die Arbeitlosigkeit muss weniger werden“, „Mehr sparen, weniger ausgeben“ oder „Unser Dorf soll schöner werden“. Nein, der Fussek-WM-Titel 2006 soll es sein. Und der Hilfe der Branche darf sich der Kanzler versichert sein. Eine Hand wäscht schließlich die andere. Immerhin wollte man ja vor kurzem sogar noch Staatsknete für die Dribbel-Deppen loseisen. Da versteht es sich von selbst, dass sich einige der im Überfluss zur Verfügung stehenden abgehalfterten Jammergestalten des derzeit Not leidenden deutschen Bundesfußballs bereithalten, um im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für ein bescheidenes siebenstelliges Jahressalär als Berater zu fungieren. Daum als oberster Doping-Kontrolleur, Effenberg als Public-Relations-Experte und Calmund als Ernährungsberater. Nur der Trainerposten, der ist Chefsache. Einer muss ja der hüftlahmen Gurkentruppe in die Fott treten.

Und warum so bescheiden? Warum nicht auch den WM-Titel 2010, 2014 etc. ins Visier nehmen? Schließlich sollen dem Wähler Perspektiven geboten werden, auch über die nächste Legislaturperiode hinaus. Und wieso eigentlich nur Fußball? Was ist mit Handball, Tischtennis, Minigolf und Taschenbilliard? Und wieso eigentlich nur Ballsportarten? Wie wäre es mit lateinamerikanischen Standardtänzen, Sackhüpfen und Eierlauf? Wer fragt da noch nach Arbeits-, Sozial- oder Bildungspolitik? Scheiß drauf, Spiele will das Volk, und vielleicht noch ’n bisschen Brot. Aus der SPD wird die SSPD, die Sport- und Spiele-Partei Deutschlands. Nee, watt hamm’ wa gelacht … RALF RADZANOWSKI, Herne

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