: Ein Poller Erfolg
Wie ein Lieblingsthema des Senats zu einem sensiblen Umgang mutierte: 44 Absperrungen und fünf Parkplätze zusätzlich ■ Von Peter Ahrens
Der Senat erteilt eine Antwort: „Der Erfolg der bisherigen Aktion wird positiv beurteilt. Es konnten konkrete Situationen den aktuellen Bedürfnissen angepasst und das Bewusstsein bei allen Beteiligten für einen sensiblen Umgang mit Absperrelementen geschärft werden.“ Es geht um ein verdammt heißes Eisen, eines der Politikfelder, die in dieser Weltstadt Tagesgespräch sind und waren: Es geht um die Poller.
Der Rechtssenat hat vor und nach seinem Wahlsieg einen Kreuzzug gegen die Poller angekündigt, der Bausenator hat vor aller Kameraaugen Poller herausgerupft, der Konteradmiral verkündete: „An Pollern macht man Schiffe fest, keine Autos.“ Jetzt hat der SPD-Abgeordnete Holger Kahlbohm mal höflich nachgefragt, wie das in der Stadt nach einem halben Jahr des real regierenden Poller-Feindbildes konkret aussieht. Das Ergebnis: Seit Oktober vorigen Jahres wurden in Hamburg 30 Poller entfernt und gleichzeitig 74 neue aufgestellt. 44 neue also: Mission erfüllt.
„Die Geschichte eines Flops“, fasst Kahlbohm zusammen. Es habe sich als „Windei“ herausgestellt, dass „Hamburgs Autofahrer von überflüssigen Pollern und sonstigen Absperrungen in erheblichem Maße drangsaliert werden“. Der Senat habe beim Thema „offensichtlich keinerlei eigene fachliche Kompetenz und ein Schein-problem hochgespielt“.
Das kann man an Zahlen festmachen: Die groß verkündete Poller-Hotline aus dem vergangenen Herbst erbrachte 471 eilfertige Bürger-Vorschläge zu angeblich überflüssigen Pollern. Danach fing die Baubehörde an zu prüfen und stellte fest: Gerade einmal 78 davon seien als „verzichtbar“ einzustufen. Tatsächlich wurden letztlich 30 entfernt, 22 in Mitte, 3 in Altona, 2 in Nord und 3 in Bergedorf, keiner in Harburg, Wandsbek und Eimsbüttel. In ganz Hamburg sind dadurch fünf neue Parkplätze geschaffen worden: Der Aufwand hat sich gelohnt.
Parallel wurden auf der Hotline jedoch 45 Vorschläge für neue Poller gemacht, von denen bisher laut Senatsauskunft allerdings bisher keiner umgesetzt wurde. Stattdessen wurden 44 neue Poller geschaffen, 19 in Mitte, 25 in Eimsbüttel, 30 in Nord.
Frage des Abgeordneten Kahlbohm: „Plant die Behörde eine Wiederholung der Hotline zu einem späteren Zeitpunkt?“ Antwort des Senats: „Nein.“
Wenn sich bei diesem Senat doch alles so schnell erledigen würde.
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