: Ganz von oben weg gelesen
Im ehemaligen Telefunkenhaus blickt man gelassen auf die Niederungen des Lebens
Wie schön ist es doch, wenn die Worte einen erheben aus dem Pfuhl des Lebens. Wenn man sich beschwingt in den höheren Weihen des Musenflugs davonmachen kann, sicher geborgen in feinen Versen, und dann wird man hier von den Autoren unerbittlich zurückgeschmettert in die Bitternis und Pein. Da liest Claudius Hagemeister etwa aus der Geschichtensammlung mit dem arglosen Titel „Dornbracht arbeitet“, in der der Held gleichmütig mordend die Menschen beseitigt, die sein berufliches Fortkommen behindern. Grimmige Ellbogengesellschaft. Andreas Walter – unter anderem Frontmann des Schlagerchores Liedertafel Bianca Castafiore – wird „Pawlows Musicbox“ präsentieren, und unter den Fittichen von Gastgeber Alain Jadot berichten die Schirmers in einem melancholischen Geschichten-Lieder-Medley von Trennungsqualen und überquellenden Windeleimern. Tiefe Einblicke in die Höllen des Alltags. Aber das geschieht alles von höchster Warte aus: Vergnügen darf man sich hier auch mit einem Blick auf das unten zurückgebliebene Berlin, aus den Fenstern der Panoramamensa, in der 20. Etage des ehemaligen Telefunkenhauses. Noch viel höher kann Literatur in der Stadt kaum kraxeln.
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