: Hansi! Endlich!
■ Bremens berühmtester Sohn, jahrzehntelang vergessen: Erst jetzt kommt James Last in's Goldene Buch der Stadt eingetragen
„Wenn ich Musik mache, ist mir wohl. Dann bin ich glücklich.“ Diese Worte hat James Last geschrieben. In der „James Last Story“, seiner Autobiographie von 1975. Worte, so schön wie seine Musik.
Erinnern wir uns: „Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung“. Der Miami-Vice-Titelsong. Und, ganz up to date: Die HipHop-Polka. Lieder, so schön wie sein Erfolg. Das kann man wohl mit Fug und Recht einen schönen Erfolg heißen: Über 130 Plattenproduktionen, die James Last 17 Mal zu Platin machte und zweihundertsechsfach vergoldete.
Jetzt kommt James Last – unser Hansi aus Sebaldsbrück – zurück in seine Heimatstadt. Er kommt mit seiner 38-köpfigen Band, dem „erfogreichsten Orchester der Welt“, wie uns die Plakate dezent ins Ohr flüstern. Hans hat's geschafft, alle Welt kennt ihn – die Engländer nennen ihn liebevoll Hansi und ganz Deutschland liebt seinen James.
Nur Bremen, ach, ist eine Stiefmutter. Der Prophet des Easy Listening (unvergessen, wie er die unverständigen 80er Jahre gleich einer still-geschlossenen Blütenknospe überwinterte) gilt im eigenen Lande nichts. Wie sonst wäre es zu erklären, dass James Last nicht im Goldenen Buch unserer Stadt steht? Man erfasse: 206 Mal Gold all over the world und keine müde Zeile im goldgerahmten Hanse-Buch.
Jetzt aber hat der Senat seinen Fehler erkannt und lädt den „vermutlich einzigen Bremer, der auf der ganzen Welt bekannt ist“ zur Unterschrift ins Rathaus. Die Senatskanzlei kam nach ihren verspäteten Untersuchungen zur Analyse: „Das Orchester von James Last hat über Jahrzehnte hinweg einen extrem hohen musikalischen Standard erreicht und gehalten. Sein Leben ist die Musik, sein Sound ist Mythos ... sein besonderes Talent ist, mit der Musik die Herzen des Publikums zu treffen.“
Und so, so fing alles an: Der junge Hans wollte Klarinette lernen. Und dann Fagott – das alles an der Heeresmusikschule in Frankfurt/Main. Doch nach bestandener Aufnahmeprüfung wurde die Schule zerbombt. Also wechselte Last an die Heeresmusikschule in Bückeburg und wurde Pianist und Bassist. Dann war Kriegsende, Hans Last kam zurück nach Bremen, wo alsbald das Radio Bremen begründet wurde. Hans-Günther Oesterreich, der Radio-Initiator, nagelte ein Stück Pappe an den Bretterzaun am Hauptbahnhof, um Musiker für eine erste Rundfunkband zu finden. Dann besorgte er dem 17-jährigen Hans noch ein Cello, und fertig war die erste Stufe einer steilen Treppe nach oben.
Eine schöne Geschichte, schöne Musik, schöne Worte. Das Allerschönste aber ist: James Hansi Last wird uns noch lange erhalten bleiben. Der 73-Jährige mit der robus- ten Bremer Natur verspricht für die Zukunft: „Andere gehen in Kur, ich geh' auf Tour.“
HB
Das Konzert ist am Donnerstag um 20 Uhr in der Stadthalle. Der Eintrag ins Goldenen Buch erfolgt – öffentlich! – am selben Tag um 14 Uhr in der Oberen Rathhaushalle
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