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Scharmützel bis der Regen kommt

Schwere Krawalle am Abend des 1. Mai in SO 36. Polizei löst 18-Uhr-Demonstration vorzeitig in Mitte auf

Trotz Deeskalationskonzept der Polizei und rot-rotem Senat lieferten sich in Kreuzberg hunderte Randalierer am Abend des Tags der Arbeit schwere Straßenschlachten mit der Polizei. Über Stunden brachten die Beamten die Lage nicht unter Kontrolle.

Die Demonstrationen links-orthodoxer Gruppen am Nachmittag mit insgesamt 4.000 Teilnehmern waren noch friedlich verlaufen. Auf dem Oranienplatz, dem Ort der Abschlusskundgebung, brach aber gegen 19 Uhr die Gewalt los. Aus einer Menge von rund 2.000 Menschen flogen Steine, wie bereits am Abend zuvor wurde der Plus-Markt gepläundert.

Die Polizei, die sich bis dahin im Hintergrund gehalten hatte, brachte die Situation zwar nach wenigen Minuten unter Kontrolle, danach aber ging es rund in SO 36: Mehrere hundert Randalierer, darunter viele türkische und arabische Jugendliche, bauten Barrikaden und griffen die Polizei mit Steinen, Flaschen und Feuerwerkskörpern an. Rund um den Mariannenplatz wurden Autos umgeworfen und angezündet. Die Polizei setzte Wasserwerfer, Räumpanzer und Tränengas ein, Greiftrupps nahmen immer wieder Randalierer fest. Es gab zahlreiche Verletzte.

Die Revolutionäre 1.-Mai-Demonstration linksradikaler und antifaschistischer Gruppen war derweil gegen 19.30 Uhr vom Rosa-Luxemburg-Platz in Mitte gestartet. Gut 10.000 Teilnehmer zogen unter Diskoklängen friedlich Richtung Kreuzberg. Wegen der dortigen Krawalle leitete die Polizei den Aufzug über die Köpenicker Straße um und stoppte sie gegen 21 Uhr vorzeitig auf dem Michaelkirchplatz – trotz einer genehmigten Route bis zum Oranienplatz. Die Beamten fuhren Wasserwerfer und Räumpanzer auf. Daraufhin flogen Steine, ein Auto ging in Flammen auf. Dennoch blieb die Lage hier vergleichsweise entspannt, nach einiger Zeit löste sich die Menge langsam auf.

In Kreuzberg dagegen gab es bis spät in die Nacht immer wieder Scharmützel zwischen Randalierern und Polizei, flankiert von zahlreichen Schaulustigen. Erst der Regen, der ab halb eins nachts einsetzte, schaffte Abkühlung. MAX

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