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Nigerias Scharia-Krise breitet sich aus

Muslimische Verbände wollen das islamische Recht jetzt auch in christlichen Gebieten anwenden

BERLIN taz ■ Erstmals versuchen Muslime in Nigeria, das islamische Scharia-Recht in nichtmuslimischen Landesteilen einzuführen. Der „Nationale Muslimische Jugendrat“ (Nacomyo), ein muslimischer Dachverband in Nigeria, will das islamische Recht einseitig im südwestlichen Bundesstaat Oyo anwenden, wo mehrheitlich Christen des Yoruba-Volkes leben. Nacomyo-Chef Alhaji Ishaq Kunle Sanni sagte auf einer Presskonferenz in Oyos Hauptstadt Ibadan, man reagiere damit auf die Weigerung der Provinzregierung, die Scharia einzuführen. „Die Landesregierung hat uns wiederholt das Recht zur Ausübung unserer Religion verwehrt“, behauptete Sanni. „Die Notwendigkeit, Allahs Gesetzen zu folgen, hat diese Entscheidung herbeigeführt.“

Seit der Demokratisierung Nigerias 1999 haben die Regierungen von zwölf Provinzen, die den mehrheitlich muslimischen Norden des Landes ausmachen, einseitig die Scharia ausgerufen, obwohl Nigerias Zentralregierung unter Präsident Olusegun Obasanjo das wiederholt für verfassungswidrig erklärt hat. Immer wieder haben dort Todesurteile oder brutale Strafen wie Amputation für Aufregung gesorgt. Die Initiative in Oyo ist jedoch der erste Fall, in dem islamische Verbände und nicht eine Provinzregierung die Scharia ausrufen. Dies ist eine zusätzliche Herausforderung an die Autorität des nigerianischen Staates. Es handelt sich nicht um einen isolierten Vorstoß: An der Zeremonie zur Einführung der Scharia in einer Moschee von Ibadan nahmen höchste religiöse Führer aus dem Norden des Landes teil. D.J.

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