montagsmaler Im Visier der Spargelmafia
: Beelitz attacks!

In jedem Gemüseladen liegt er derzeit bergeweise rum, in jedem Supermarkt und jeder Markthalle: Spargel aus Beelitz. Dabei ist Spargel, meiner Meinung nach, neben Champignons das am meisten überschätzte Gemüse der Welt. Ich beschloss, beim Samstagseinkauf einen Boykott zu starten und legte, statt der frischen, teuren Stangen, eine Dose Spargelabschnitt für 0,49 Cent in meinen Korb. „So, könnt ihr mal sehen, Beelitzer Spargelmafia, ich mach nämlich nicht mit bei dem Scheiß!!“, rief ich dabei laut.

Es gibt nur ein Gericht, dass man mit Dosenspargel kochen kann: Hühnerfrikasse. Schnell ein Huhn gekauft und ab damit in den Kochtopf. Reis und Salat komplettierten das Gericht. Lecker, richtig lecker, das wäre doch mit Beelitzer Spargel gar nicht möglich gewesen. Ich belud meinen Teller, drehte dem Küchenherd den Rücken zu und machte mich auf den Weg zum Tisch.

In diesem Augenblick explodierte mein Gasherd! Ein ungeheuer lauter Knall, der mir den Teller aus der Hand fegte und mir fast das Herz stehen bleiben ließ. Ich drehte mich um und sah: Der Herd stand brav und unschuldig wie immer an seinem Platz. Der Ursprungs des ungeheueren Krach saß auf dem Fußboden. Eine Taube. Ein Selbstmordkommando, das durch zwei geschlossene (!!) Fensterscheiben, Schnabel voraus, seinen Angriff auf mich startete. In der ganzen Küche waren Glassplitter, die Taube selbst war völlig hysterisch, ich ebenfalls. Ich rannte aus der Küche, versperrte die Türen und überlegte, was zu tun sei.

In einem solchen Moment bin ich sehr froh, einen Freund zu haben. Ganz klar, der ist zuständig. Tolle Idee! Nur – alles was man so zum Leben braucht, also Schlüssel, Geld und Telefon waren in der Küche. Beim Feind! Unter äußerst mutigem Einsatz schlich ich mich hinein und rannte mit dem Telefon in der Hand wieder heraus. An der Tür lauschte ich und hörte leises Scharren: Sie lebt also noch. Mist!

Ich rief meinen Freund an, er fragte, ob die Luftratte verletzt ist. Weiß nicht, antwortete ich, schätze schon, waren ja immerhin zwei Glasscheiben. Dann müsse man die nämlich erschlagen, sagte mein Freund. Nee, das will ich aber nicht. Kurz darauf klingelte er und war mit Müllsack, Handschuhen und Knüppel bereit, mich zu retten. Den Knüppel nahm ich ihm ab, dann schickte ich ihn aufs Schlachtfeld. Er öffnete vorsichtig die Küchentür, betrat den Raum, sah sich um und rief: „Hier ist nichts!“ „Kann ja nicht sein. Sind da überall Glassplitter, sind die Scheiben geschlossen, aber kaputt?“ „Das schon, aber hier ist keine Taube.“

Ich wurde mutig und betrat die Küche. In diesem Moment flog sie hoch, bisher versteckt unter dem Regal. Ich rannte zum dritten Mal raus und schrie: „Jetzt!“ Etwa eine Minute lang waren laute Kampfgeräusche zu hören, dann trat er heraus: „Erledigt!“ Wieder allein in meiner Küche besah ich den Schaden: Splitter verschiedener Größe waren über 20 Quadratmeter verteilt, große und kleine, im Hühnerfrikasse, im Salat, in jeder Ecke der Küche. Doch nirgendwo war Blut. Das blöde Tier hatte sich nicht mal verletzt! Nur ein kleiner Kackhaufen und eine Flaumfeder zeugten noch von ihrer Anwesenheit. Mir bleibt nur zu überlegen, warum sie gerade mich angegriffen hat. Aus Solidarität mit dem toten Huhn im Frikasse? Fand sie mich attraktiv, sexy, unwiderstehlich und wollte mir nur ihre Aufwartung machen? Oder, und das finde ich am wahrscheinlichsten, sie wurde mir von der Beelitzer Spargelmafia geschickt. Als Warnung!

Aber nicht mit mir! Ich lasse mich nicht einschüchtern und kaufe nächste Woche aus Protest Spargel. Aus Griechenland. Vielleicht setze ich eine Sonnenbrille auf, um nicht so leicht als Anschlagsziel erkannt zu werden.

SARAH SCHMIDT