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Lucky Mofo

Gehört: John Scofield in der Fabrik – Blues, Dissonanzen, Break- sowie andere fette Beats, Rap und funky Gitarren

Ein „lucky motherfucker“, ein verdammter Glückspilz sei er, sagte Gitarrist John Scofield einmal im Laufe seines Konzerts am Sonntag über sich selbst. Der Grund dieses Glückes: seine Band. Mit der spielt der mittlerweile Fünfzigjährige seit drei Jahren zusammen. Und dass dies Zusammenspiel Scofield froh macht, das hörte und spürte man in der Fabrik sehr deutlich.

Praktisch von Anfang an floss die Energie zwischen Scofield und seinen drei Begleitern. Dabei wurde deutlich, dass Gitarrist Avi Bortnick, E-Bassist Jesse Murphy und Drummer Adam Deitch weit mehr sind als bloße Sidemen. Gewiss, Scofield steht im Mittelpunkt der Performance, spielt er doch alle Themen und den überwiegenden Teil der Soli. Doch besonders Bortnick mit seiner konsequenten Rhythmusgitarrenarbeit und Deitch mit seinem hypermodernen Schlagzeugspiel wissen ihn hierbei stets voranzutreiben und die Intensität der Musik zu verstärken.

Das ist Interaktion. It‘s cooking! Es geht so manches: typische Scofield-Themen, also Melodien zwischen Blues, erweiterten Harmonien und gezielten Dissonanzen, verbinden sich mit Breakbeats, elektronischen Bleeps und Clongs, tief wummernden Bässen, Raps, funky Gitarren und dem ein und anderen bedrohlichen Sample zu einem homogenen Ganzen.

Ja, Scofield schafft es mit dieser Band – und das mit der Gitarre als Hauptklangfarbe, was im Jazz nicht unproblematisch ist – seine Musik und damit auch Jazz generell in die Jetztzeit zu transportieren. Das gelingt ihm nicht zuletzt deshalb, weil er statt auf Namen auf Inspiration setzt. Seine jungen Mitmusiker mögen keine Stars und keine abgehangenen Jazzer sein. Dafür sind sie aber firm in zeitgenössischen Musikströmungen aller Art, ob HipHop, World oder breakbeat-artige Tanzmusik. Und in Momenten, in denen man dann Scofields tanzendes Publikum sieht, das johlt und klatscht und schreit, ahnt man, warum Scofield so ein verdammter Glückspilz ist. Gerd Bauder

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