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Australien will mehr „gute“ Einwanderer haben

Regierung erhöht aus wirtschaftlichen Gründen die Einwanderungsquote von Facharbeitern und kündigt weiter Härte gegen Boatpeople an

MELBOURNE taz ■ Auf einer von Protesten gegen Australiens rigide Flüchtlingspolitik begleiteten Konferenz hat Einwanderungsminister Philip Ruddock gestern in Sydney die Erhöhung der Einwanderungsquote für das nächste Finanzjahr um 12.000 Personen angekündigt. Insgesamt will Australien damit im nächsten Jahr bis zu 110.000 Einwanderer aufnehmen. 60 Prozent der Einwanderer sollen zur Facharbeiterkategorie gehören. „Wir werden mehr fachmännisch ausgebildete Einwanderer haben als je zuvor“, sagte Ruddock. Der konservative Premierminister John Howard wies auf die Vorteile hin, die ein intensiviertes Einwanderungsprogramm langfristig für die Wirtschaft habe. Laut dem Forschungsinstitut „Access Economics“ würde das neue Programm in den nächsten vier Jahren das Staatsbudget um 2,3 Milliarden Euro bereichern.

Einwanderer seien in Australien willkommen, sagte Ruddock, wenn sie „durch die Vordertür hereinkommen“. Damit spielte er auf Flüchtlinge an, die ohne gültige Papiere einreisen. Seit August 2001 weist Australiens Marine Flüchtlingsboote vor der Küste ab. Tausende so genannter Boatpeople hat Australien inzwischen in Lagern auf den pazifischen Inseln interniert, wo ihr Flüchtlingsstatus geprüft wird. Laut Ruddock müssten künftig noch mehr Asylbewerber in Lagern außerhalb Australiens auf Anerkennung warten.

Von diesen will Australien künftig 4.000 jährlich aufnehmen. Weitere 6.000 Flüchtlinge dürfen über Familienzusammenführung einreisen. Australien interniert Boatpeople in Lagern in der Wüste, bis ihr Status entschieden ist. Menschenrechtsorganisationen forderten auch gestern wieder die Freilassung der Asylbewerber. Nach den Projektionen wird die Bevölkerung bei Beibehaltung der neuen Einwanderungsquoten bis 2050 von jetzt 19 auf 27 Millionen wachsen. BORIS B. BEHRSING

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