: was macht eigentlich... Roland Kaiser?
Fuffzig werden
Er kam Ende der Siebzigerjahre in die Szene dessen, was landläufig als Schlagerbusiness bekannt ist: Roland Kaiser, der schon in seinem Pseudonym seinen Anspruch auf die höchste Popularität andeutete. Er gab seinen Einstand mit Titeln wie „Sieben Fässer Wein“ (Ballermannhymne) oder „Santa Maria“ (einst in der Lesbenszene ein Samstagabendhit). Ein Sänger mit troubadourhaftem Timbre, etwas knödelig zwar im Volumen, aber ein Belcantist mit brummigem Fond. Also einer, den Frauen mögen, die in einem wie Ronald Keiler (so sein bürgerlicher Name) eine Männlichkeit erkennen, die frei ist von Verzagtheit und eine gewisse Kunst des umstandslosen Flachlegens andeutet. Seine Lieder drehten sich stets um das eine, darum geht es in der Musik ja allen Missverständnissen zum Trotz einzig. Seine Hits hießen „Manchmal möchte ich schon mit dir“, „Ich will dich“ oder „Lieb mich ein letztes Mal“. Dafür hat er sich die Kritik eingehandelt, dass er die „verklemmte Sexualität eines Spießbürgers“ beschwöre. Kaiser ficht das nicht an, als Berliner Proletenspross ging es ihm immer um Authentizität und Geld, was ja fast das Gleiche ist, für die besseren Stände jedenfalls hatte er nie musiziert, denn denen könne man ja keine 80 Millionen Tonträger verkaufen. Wie dem auch sei: Für Kaiser spricht, dass er, anders als der gebürtige Südafrikaner Howard Carpendale („Apartheid lässt mein Herz schmerzen“), nie den singenden Politiker gab, bestenfalls mit seinen Tantiemen ein Langzeitarbeitslosenprojekt unterstützt. Kaiser lebt heute in Westdeutschland und ist in dritter Ehe verheiratet: Glückwunsch! JAF; FOTO: RTR
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen