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Anschlag in Dagestan

Bombenanschlag auf Militärparade zum Jahrestag des 8. Mai 1945 in der russischen Kaukasusrepublik fordert mindestens 34 Todesopfer

MOSKAU taz ■ Bei einem Terroranschlag im Süden Russlands kamen gestern mindestens 34 Menschen ums Leben, 150 erlitten zum Teil schwere Verletzungen. Die meisten der Opfer hatten in Kaspiisk an einer Veteranenparade aus Anlass des Jahrestages des Sieges der Sowjetunion über den Faschismus teilgenommen. Die Bombe detonierte, als sich besonders viele Schaulustige auf einem zentralen Platz in der dagestanischen Stadt eingefunden hatten. Laut ersten Polizeiberichten wurde der Sprengsatz ferngezündet. Unter den Toten sollen auch zwölf Kinder und Mitglieder einer Militärkapelle sein. Der russische Fernsehsender NTW zeigte kurz nach dem Anschlag unbeschreibliche Bilder des Grauens. Dem Sprengsatz waren Nägel und Schrauben beigemischt, um die Zahl der Opfer in die Höhe zu treiben.

Russlands Präsident Wladimir Putin, der am Morgen auf dem Roten Platz in Moskau eine Militärparade abgenommen hatte, geißelte den Anschlag als ein „von menschlichem Abschaum begangenes Verbrechen“. Die Terroristen, so der Kremlchef, werde man dingfest machen. Als Terroristen figurieren im Sprachjargon des Kreml gewöhnlich tschetschenische Separatisten. „Wir haben jedes Recht, sie als Nazis zu bezeichnen, deren einziges Ziel es ist, Tod, Furcht und Mord zu säen“, sagte Putin. Ob es sich tatsächlich um eine tschetschenische Spur handelt, war bis gestern Abend noch nicht geklärt. Nach einer Sondersitzung im Kreml schickte Wladimir Putin den Chef des Inlandsgeheimdienstes FSB, Nikolai Patruschew, in die russische Kaukasusrepublik, um die Untersuchungen persönlich zu leiten.

Unterdessen wird Dagestan fast immer in einem Atemzug mit Tschetschenien genannt. 1999 fielen tschetschenische Freischärler in die Bergregion der Nachbarrepublik ein und lieferten dem Kreml den Vorwand, einen neuen Tschetschenienfeldzug zu eröffnen. Auch die Umstände dieses Übergriffs, verübt von Wahhabiten, radikalen islamistischen Fundamentalisten, sind nach wie vor umstritten: Trotz massivem russischen Militäraufgebot gelang es den Rebellen, am hellichten Tage zu entkommen.

Der gestrige Anschlag forderte nicht nur besonders hohen Blutzoll. Er hat Russland am Tag des Sieges vor Augen geführt, wie verletzbar es bleibt. Eine Symbolik, deren wahre Hintermänner hoffentlich ausnahmsweise einmal gefunden werden.

KLD

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