: Bremer Zukunftsorte
■ Alles preiswürdig: das Kraftwerk, das Altenheim, die Parkgarage. Alles alt: Preisträger der Jahre 1990 bis 1998 / Jetzt beginnt ein neuer Wettbewerb um Bremens schönste Bauwerke
Die vier Jahre sind um. Jetzt wird wieder geklettert: Treppen hoch und runter, ab in die Neubauten und Anbauten, raus nach Bremerhaven oder auf ins Industriegebiet., begutachten, kritisieren, loben. Es geht um das, was die Architektenzunft in den vergangen vier Jahren im Bundesland geschaffen hat. Eine Zwischenbilanz, inklusive Preisverleihung. Denn im September verleiht der Bund Deutscher Architekten (BDA) im Land Bremen zum achten Mal seinen Architektur-Preis.
Aus über 70 Vorschlägen sind Preise zu küren. Darüber brütet eine dreiköpfige Jury aus Architekten und Kritikern und entscheidet über Gestaltungsquatsch und Qualitätsanspruch, zwischen Wohlgefallen und Nur Schwer Erträglich. Mal stand sparsames Bauen im Vordergrund (1998), mal waren Industriebauten die Haupt-Hits (1990), oder 1986 die Unigebäude.
Um neue Richtungen und Ansätze geht es, die vorbildlich für die nächsten Jahre sein könnten, aber selten gefunden werden. „Solider, aber wenig innovativer Standard“, war 1994 das Urteil über den Bremer Wohnungsbau. Neue überdurchschnittliche Leistungen hätte man zwar gern prämiert, besonders bei sozialen Einrichtungen oder Gewerbebauten, aber es schien nichts davon zu geben in Bremen.
Neben dem Preiswürdigen wurde auch mit Kritik nicht gespart: Der rote Ziegelstein zum Beispiel hat in Bremen und Bremerhaven zwar Tradition. Aber so viel Tradition, dass die Jury es 1990 als „wohltuend“ empfand, dass auch Bauten in anderen Materialen mit anderen Formensprachen errichtet wurden. Oder Bremens Vorliebe für überdachte Einkaufszeilen: diese Sorte Kommzer-Architektur sei nichts für den Flaneur, der auf Gestaltung Wert legt. Moniert wird auch, dass die öffentliche Hand in Bremen als Bauherr immer mehr zurück tritt und privaten Investoren das Feld überlässt, die offenbar meinen, ein Architekt verteuere bloß alles. Was wird wohl dieses Jahr auffallen und gefallen: Die fertig gewordene Stadt am Fluss, das Universum, der Beginenhof? Im September soll das Urteil der Jury gefällt werden. Zuvor gucken wir aber noch mal, was denn in den letzen Jahren so Bemerkenswertesprämiert wurde... pipe
Beteiligen können sich Architekten und Bauherren, die bis zum 18. Juni ihre Bauwerke beim BDA melden können. Info: Tel.: 32 54 76
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