: Keine Feministin
Zumindest nicht in den Augen der Frauenbewegung, dafür aber radikal realistisch: Gisela Elsner, die heute vom Verbrecherverlag geehrt wird
Am Montag war der zehnte Todestag der Schriftstellerin Gisela Elsner, die zwar viele kennen, allerdings weiß niemand mehr, warum. Die Zeit schrieb, man solle das Jubiläum zum Anlass nehmen, wenigstens damit aufzuhören, sie mit der Schauspielerin Hannelore Elsner zu verwechseln. Die spielte „Die Unberührbare“ in Oskar Roehlers Film.
Katharina Rutschky merkte an, dass es merkwürdig sei, dass die Feministinnen sie ignorierten und „jedenfalls bis heute nicht wiederentdeckt haben“.
Aus ihrem umfangreichen und mehrfach preisgekrönten Werk ist zurzeit leider kaum noch ein Buch erhältlich. Seit Anfang des Monats ist zumindest ihr Roman „Die Zähmung“ wieder lieferbar, ein Klassiker der realistischen Literatur, von dem der Autor des Nachwortes, Tjark Kunstreich, schreibt: „Die Zähmung des Schriftstellers Alfred Giggenbacher durch seine Ehefrau, die Filmemacherin Bettina Begemann, galt 1984, als diese ‚Chronik einer Ehe‘ in Westdeutschland erschien, als Satire des Geschlechterromans schlechthin. Achtzehn Jahre später ist von der ‚galligen Komik‘, die der Verlag seinerzeit versprach, nichts mehr übrig. Vielmehr erinnert Gisela Elsner in der Radikalität ihrer Ablehnung der Errungenschaften von 1968 an Houellebecqs Beschreibungen des postmodernen Beziehungselends“.
Kunstreich wird heute gemeinsam mit dem Schauspieler Thomas Keck aus „Die Zähmung“ lesen und anschließend auf Elsner anstoßen.
Lesung aus dem Roman „Die Zähmung“ von Gisela Elsner, mit Thomas Keck und Tjark Kunstreich, Verbrecherversammlung, Kaffee Burger, Torstraße 60, Mitte, ab 21.30 Uhr, 3 Euro Eintritt
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