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Stau am No-Name-Bahnhof

Damit der Lehrter Bahnhof weitergebaut werden kann, wird ab Mitte Juni der Zugverkehr durch die Innenstadt für zwei Wochen eingestellt. Stadtentwicklungssenator Strieder freut sich auf die Behinderungen und will den Glaspalast umbenennen

Seit Wochen wächst der Neubau des Lehrter Stadtbahnhofs aus den Baugruben. Nun überschlägt sich die Bahn mit Superlativen: „So etwas hatten wir noch nicht“, verkündete gestern Siegfried Knüpfer, Geschäftsführer der DB Projekt Verkehrsbau GmbH, Siegfried Knüpfer. Er meinte aber diesmal weder den Glanz des zukünftigen Glaspalastes noch weitere Bauverzögerungen oder Kostensteigerungen, sondern schlicht das bevorstehende Verkehrschaos. Denn wegen Bauarbeiten an dem Bahnhof wird vom 16. Juni bis 4. Juli der Zugverkehr durch die Innenstadt unterbrochen. Der Zeitplan muss eingehalten werden – am 13. Juli erwartet Berlin zur Love Parade hunderttausende Besucher. „Wir können Sie gar nicht oft genug um Verständnis bitten“, sagte Bahnchef Hartmut Mehdorn. Und Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) verstieg sich gar zu der Aussage: „Berlin freut sich auf die Behinderungen, weil das zeigt, dass es vorangeht.“

Grund für die Sperrungen ist der Abbruch des alten Lehrter Stadtbahnhofs neben der neuen Glashalle, die als größtes Bahnhofsdach Deutschlands demnächst fertig gestellt sein soll. Im Zeitraum der Sperrungen werden die neuen Gleise stufenweise in Betrieb genommen. Zwischen 16. und 21. Juni wird der Fern- und Regionalverkehr zwischen Bahnhof Zoo und Ostbahnhof unterbrochen. Anschließend wird der S-Bahn-Betrieb für zwölf Tage vom 22. Juni bis zum 4. Juli unterbrochen.

Das gläserne Dach wird künftig zwei Fernbahnsteige und einen S-Bahnsteig überspannen. Es wird seit Februar gebaut, ist 321 Meter lang und besteht aus 8.500 Glasscheiben und mehr als 1.000 Tonnen Stahl. An der Stelle des alten Bahnhofs wird eine riesige Baugrube entstehen, aus der heraus dann die so genannten Bügelbauten, ein Gebäude quer über der Halle, errichtet werden. Nutzer dafür gibt es noch nicht. Ursprünglich wollte die Bahn selbst dort ihr Headquarter einrichten. Sie hat sich mittlerweile aber am Potsdamer Platz niedergelassen.

Es gebe Vorgespräche mit Investoren für die Bauten, sagte Mehdorn, einer habe Interesse, ein Hotel zu errichten. Konkretere Gespräche werde es aber erst geben, wenn ein Terminplan für die Bauten stehe. Mehdorn räumte erhebliche Kostensteigerungen für den Bahnhof ein, machte aber keine konkreten Angaben. DPA/TAZ

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