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Erfolg im zweiten Anlauf

Verena Butalikakis sollte schon im vorigen Sommer CDU-Generalsekretärin werden, musste aber gegen Joachim Zeller, Bezirksbürgermeister in Mitte, zurückstehen. Nun bringt sie ein Kompromiss ins Amt, auch wenn sie das nicht so sieht

„Stölzl weiß, er kann sich hundertprozentig auf mich verlassen“

Das Wahljahr lässt sich gut an für Verena Butalikakis. Mitte Februar holte die CDU sie, die heute 47-jährige Exstaatssekretärin, aus dem politischen Abseits zurück und verschaffte ihr ein sicheres Mandat im künftigen Bundestag. Knapp drei Monate später klettert sie, bislang Beisitzerin im Landesvorstand, auch in der Parteihierarchie. Generalsekretärin des Landesverbands soll sie werden, bundesweit die erste Frau in einer solchen Position.

Es ist ein Sieg im zweiten Anlauf. Schon im vergangenen Sommer wollte sie der damalige CDU-Landeschef Eberhard Diepgen reaktivieren und zur Generalsekretärin machen. Doch nicht der Landeschef setzte sich durch, sondern Fraktionschef Frank Steffel, der sich von dem Ossi Joachim Zeller eine bessere Außenwirkung versprach. Zeller trat später zurück, um Bezirksbürgermeister in Mitte bleiben zu können. Heute nennt Steffel die Entscheidung für Butalikakis „ausgewogen und vernünftig“.

Es ist auch eine Rückkehr aus dem freiwilligen politischen Ruhestand. Butalikakis war bis 1999 drei Jahre lang Staatssekretärin für Soziales im Berliner Senat. Als sie den Posten räumen musste, rückte sie Anfang 2000 ins Parlament nach, saß dort aber nur fünf Monate – bis auffiel, dass sie versehentlich zugleich Geld als Abgeordnete und Versorgungsbezüge als Exstaatssekretärin erhielt. Möglich war nur eins: 5.600 Mark monatlich für die Arbeit im Parlament oder 10.000 Mark für den Ruhestand. Butalikakis wählte das Geld und verließ das Parlament. Sie habe zwei Kinder und könne sich den Verzicht auf die Versorgungsbezüge finanziell nicht leisten, verteidigte sie sich gegen Kritik. Als Bundestagsabgeordnete werden ihre Bezüge ab Herbst deutlich höher liegen.

Stölzls Entscheidung für sie – die der Parteitag am 25. Mai noch absegnen muss – ist aber auch ein Schritt zurück. Zeller 2001 zum Sachverwalter für das Alltagsgeschäft zu machen, war als gute Wahl empfunden worden: Etwas Neues schien sich in der CDU anzubahnen, ein Führungswechsel ließ sich bereits erahnen.

Jetzt ist ein neuer Chef da – und greift auf altbekanntes Personal zurück, das tief in der Westberliner CDU verwurzelt ist. Butalikakis, die erst als Grundschullehrerin arbeitete, hat die komplette Ochsentour der Partei durchlaufen, war Bezirksverordnete und Bezirksstadträtin in Schöneberg sowie stellvertretende Vorsitzende des dortigen CDU-Kreisverbands, bevor sie Staatssekretärin und später Abgeordnete wurde.

Allen anderen Einschätzungen zum Trotz sieht sich Butalikakis selbst nicht als Kompromisslösung zwischen den Favoriten von Stölzl und Steffel. Stölzl habe mit Sicherheit viele Gespräche geführt und Eigenschaften als wichtig erarchtet, die sie verkörpere – neben ihrer Parteierfahrung vor allem Loyalität: „Stölzl weiß, er kann sich hunderprozentig auf mich verlassen.“ STEFAN ALBERTI

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