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Mit Witz und Können nach oben

Richard D. Parsons ist seit heute der neue Chef von AOL Time Warner und schwarzes Vorbild

Er hat eine amerikanisch-massige Zwei-Meter-Figur noch aus den Zeiten, als Top-Manager noch nicht vorzugsweise einen durchtrainierten Eindruck bei den Aktionären hinterlassen wollten. Und er hat eine nicht gerade typische Karriere für einen der mächtigsten Medienmogule der Welt. Trotzdem ist Richard D. Parsons seit heute der Vorstandschef oder Chief Executive Officer von AOL Time Warner. Damit bestimmt er über den größten Onlinedienst der Welt, ein Zeitschriftenimperium, die Film-, Fernseh- und Musikstudios von Warner Bros. inklusive des Nachrichtensenders CNN sowie eines beachtlichen Buchimperiums.

Parsons ist damit statistisch gesehen auch der mächtigste Schwarze im Wirtschaftsleben. Von den 500 größten Firmen der Welt werden überhaupt nur drei von Farbigen geführt. Und die anderen beiden – der Scheckkartenkonzern America Online und die Investmentbank Merril Lynch – sind kleiner als die vor eineinhalb Jahren fusionierte AOL Time Warner. Im Januar 2000 war es mit einem damaligen Wert von 154 Milliarden Dollar die größte Firmenehe aller Zeiten. Inzwischen ist der Aktienkurs und damit der Wert der Firma allerdings um 66 Prozent gefallen. Vor allem aufgrund der siechenden Online-Beteiligungen musste AOL im vergangenen Quartal die Besitztümer in den Bilanzen berichtigen und den größten Vierteljahresverlust bekannt geben, den jemals eine Firma ausgewiesen hat: 54,2 Milliarden Dollar.

Es gibt also allerhand zu tun für Parsons. Beobachter rechnen damit, dass er weniger wie einer seiner beiden Kovorgänger, AOL-Gründer Steve Case, auf luftige Strategien mit dem Zusammenwachsen von Medien und Internet setzen wird. Vielmehr will er schlicht, dass jede Abteilung des Konzerns ein Maximum an Profit produziert – sei es nun konventionell oder multimedial-webspacig. Und wenn dann irgendwann die neue Medienwelt wirklich kommen sollte, wird der größte Konzern im Sektor es schon rechtzeitig merken. Wofür hat man seine ehrgeizigen Abteilungsvorstände.

Den Überblick über das weitverzweigte Imperium kann von seinem Vorleben her eigentlich keiner besser wahren als der 53-jährige gebürtige New Yorker. Seine Laufbahn führte ihn von seinem ersten Abschluss 1968 an der University of Hawaii über Beraterposten für den republikanischen Gouverneur von New York, Nelson Rockefeller bis ins Weiße Haus, wo er am Schluss Präsident Gerald Ford zuarbeitete. Er kennt sich also aus in politischen Minenfeldern und weiß das auch bei Verhandlungen mit Kartellbehörden auszunutzen. Noch heute sitzt er im Ausschuss des Präsidenten zur Stärkung der sozialen Systeme. Zwischenzeitig war er Mitglied einer großen New Yorker Rechtsanwaltskanzlei und Direktor einer der größten Sparkassen der USA, bevor er ab 1991 diverse Vorstandsgebiete bei Time Warner abdeckte.

Der Mann mit dem ruhigen Habitus und den verschmitzten Augen ist nebenbei noch der Vorsitzende der Stiftung, die das berühmte Apollo-Musiktheater im New Yorker Stadtteil Harlem unterstützt, und im Vorstand des Museum of Modern Art. Und natürlich Ehemann und Vater von drei Kindern. Diese Art von Allround-Supermann muss man wahrscheinlich immer noch sein, um es von New Yorker Nachkriegs-Schwarzenvierteln an die Spitze eines Weltkonzerns zu schaffen. REINER METZGER

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