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berliner szenen Nicht ohne mein Fahrrad

Um die Ecke, an der Kette

Berlin gilt nicht als fahrradfreundliche Stadt. Ich hingegen kann nicht klagen und fahre munter drauf los. Alles, was eine halbe Stunde Strampeln entfernt ist, lege ich per Velo zurück. Andernfalls kette ich mein geliebtes Bike vor U-Bahn-Eingängen an. Das ist bei stark frequentierten Bahnhöfen vor allem in den „Hauptverkehrstoßzeiten“ nicht so leicht zu bewerkstelligen.

Letztens musste ich um die Mittagszeit nach Wilmersdorf. Am U-Bahnhof Warschauer Straße ging nichts mehr für Radfahrer. Jede noch so kleine Möglichkeit, an eine fest verankerte, also Sicherheit vor Diebstahl bietende Stange zu gelangen, war ausgeschöpft. Nur hinten um die Ecke, wo kein Mensch entlangläuft, luden einige leere, weil simple Fahrradständer ohne erhöhte Metallrohre zum Anketten ein. Mir blieb nichts übrig. Ich tat es. Mit ungutem Gefühl. Weil keine Stange da war, schloss ich mein Rad nur so an, quasi mit sich selbst. Drei Stunden später war es weg und ich unglücklich.

Die Rad-Diebstahlversicherung habe ich Trottel nie wie geplant abgeschlossen. Und das Konto würde auf Wochen nicht genug Geld für eine neues Bike hergeben. Noch am selben Abend borgt mir Peter seine alte Klapperchaise. René bietet an, den Klau über seine Versicherung laufen zu lassen. Am nächsten Tag klage ich dann Cosima mein Leid. Komisch, meint sie, sie hätte mein rotes Rad beim Aussteigen an der U-Bahn Warschauer Straße gesehen. Ungläubig inspiziere ich erneut den Tatort: Tatsächlich ist mein Rad da, nur ganz woanders, es liegt hinter einer Mauer, einfach dahinter geworfen. Ich hieve es hoch, nichts fehlt oder ist kaputt, nur zwei Schrammen sind hinzugekommen. Am nächsten Tag schloss ich die Radversicherung ab. ANDREAS HERGETH

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